Rhöndorfer Ausgabe Online

31. August 1946 (Rhöndorf)

An Dr. Bruno Six

, Düsseldorf

StBKAH 07.12


Sehr geehrter Herr Six!

Mit bestem Dank bestätige ich den Empfang Ihres Schreibens vom 27. d. Mts. nebst Anlagen1. Ich habe das Schreiben auch mit Herrn Bitter besprochen, der gestern hier vorbei kam. Ich bemerke im einzelnen zu Ihrem Schreiben folgendes:

1) Ich weiß nicht, ob wir noch eine Änderung des Titels vornehmen können.

2) Ich bin der Ansicht, ebenso wie Herr Bitter, daß es sich empfiehlt, in die Monatsschrift doch auch »Kulturelles« aufzunehmen. Das wird einmal nötig sein, weil wir ja auch auf das kulturelle Gebiet Einfluß ausüben wollen; es wird ferner nötig sein, um die Halbmonatsschrift für viele Leute, die das rein Politische nicht so sehr lieben, anziehend zu gestalten. Ich bin der Auffassung, daß Sie ja selbst im Schlußsatz des diese Frage behandelnden Absatzes einen Teil des kulturellen Gebietes mit hereinnehmen. Warum Bilder erforderlich sein sollen, wenn man Kulturelles mit hereinnimmt, weiß ich nicht. Ich glaube, Sie fassen den Begriff »Kulturelles« zu eng.

3) Ich meine, daß wir Nachrichten aus dem Ausland auch in beträchtlichem Umfange bringen sollten. Das deutsche Volk kennt vom Auslande sozusagen nichts mehr. Es ist dringend nötig, daß es sich viel damit befaßt.

4) Herr Bitter und ich haben die Mitarbeiterliste durchgesprochen. Wir meinen, daß sie nach mehreren Richtungen hin noch der Ergänzung bedarf, u. a. glauben wir, daß folgende Mitarbeiter mit herangezogen werden sollten:

            Herr Professor Hagemann2, Münster
            Herr Professor Bleckmann3 (o.ä.?), Landwirt, Westfalen
            Herr Professor   ?           , landwirtschaftl. Sachverständ.,
                                    Bonn, dessen Name mir z.Zt. entfallen ist,
            Herr Lübke4, Westfalen
            Herr Schunck5, Direktor der Gemeinn. A.G. für Wohnungsbau
                                    Köln,
            Herr Professor Dr. Stier, Münster
ferner: je 1 Professor aus Hamburg, Hannover, Kiel
            Herr Professor Konen, Bonn
            Herr Professor Lützeler, Bonn
            1 katholischer Theologe,
            1 evangelischer Theologe,
            Frau Schlüter-Hermkes, Rhöndorf-Honnef,
            Frau Zil[l]ken, Dortmund
            Frau Helene Weber, Essen
            Dr. Aegidius Schneider6,Köln, Sülzburggürtel
            Dr. Merschmann7, Recklinghausen, Lörhofstraße 10.

Ich werde in wenigen Tagen die Angelegenheit auch mit Herrn Dr. Löns besprechen. Möglicherweise kommen dann noch neue Namen zum Vorschein. Hoffentlich wird Herr Arnold die Angelegenheit beschleunigen!

Mit Ihren Ideen bin ich im übrigen durchaus einverstanden
Mit freundlichen Grüßen
Ihr ergebener
(Adenauer)


  1. ^

    Six hatte einen vollständigen Entwurf geplanter »CDU-Monatshefte« vorgelegt, deren »besondere Eigenart« es sein solle, »daß sie das deutsche Volk zum politischen Denken erzieht.«

  2. ^

    Zum späteren Konflikt zwischen Hagemann und der CDU vgl. die Dokumentation in: Ossip K. Flechtheim (Hg.), Dokumente Bd. 6/1, S. 59-84.

  3. ^

    Vermutlich gemeint: Fritz Beckmann, der Ende 1946 vorübergehend als CDU-Kandidat für das nordrhein-westfälische Landwirtschaftsministerium im Gespräch war; vgl. Peter Hüttenberger, Nordrhein-Westfalen, S. 239f. und die Ausführungen Adenauers vor dem CDU-Zonenausschuss im Dezember 1946 (bei: Helmuth Pütz [Bearb.], Konrad Adenauer. S. 229).

  4. ^

    Zahlreiche Angaben zu seiner landes- und landwirtschaftlichen Tätigkeit in den Nachkriegsjahren bei Walter Först, Geschichte; Peter Hüttenberger, Nordrhein-Westfalen und Günter J. Trittel, Die Bodenreform. Zur späteren bundespolitischen Betätigung vgl. Theodor Sonnemann, Gestalten und Gedanken. Aus einem Leben für Staat und Volk, Hannover 1975, S. 126-147.

  5. ^

    Zu Ferdinand Schunck vgl. Hermann Pünder, Von Preußen, S. 230. An Korrespondenz mit Schunck ist in StBKAH 07.20 erhalten: ein an Schunck am 11.11.1948 gerichtetes Empfehlungsschreiben Adenauers für seine Sekretärin im Winter/Frühjahr 1946 , Frau Annemarie ten Haaf, geb. Jansen.

  6. ^

    Zu Aegidius Schneider konnten keine Angaben ermittelt werden; Korrespondenz Adenauers mit ihm ist in StBKAH nicht erhalten. Wahrscheinlich handelt es sich um Egidius Schneider (1893-1958), 1918-1933 Leiter des Dezernats Landwirtschaft beim Volksverein für das katholische Deutschland in Mönchengladbach. Während des Zweiten Weltkrieges Arbeit im Stab Admiral Canaris. Wegen Kontakten zum Kreisauer Kreis 1944 in Berlin-Plötzensee inhaftiert. Nach dem Krieg Diözesanreferent des Katholischen Männerwerks im Erzbistum Köln, ab 1950 von Kardinal Frings zum Leiter des Landvolkdienstes ernannt. Zeitgleich Gründung der Katholischen Landvolkshochschule im Erzbistum Köln, Leitung der Einrichtung und 1952 Verlegung dieser nach Rhöndorf.

  7. ^

    Zu Merschmann konnten keine Angaben ermittelt werden; Korrespondenz Adenauers mit ihm ist in StBKAH nicht erhalten.