Rhöndorfer Ausgabe Online

31. Juli 1945 (Köln)

An Generalintendant Ernst Hardt

, Ichenhausen/Schwaben

HAStK Acc. 2, A 357


Sehr verehrter Herr Hardt,

Ich danke Ihnen sehr für Ihren Brief von Ende Mai 19451.
Ich hatte mich schon verschiedentlich nach Ihnen erkundigt, aber nur erfahren, daß Sie in Berlin seien und daß es Ihnen leidlich gehe. Umso mehr freue ich mich, jetzt aus Ihrem Briefe zu ersehen, daß Sie zeitig aus Berlin weggekommen sind. Was aus Köln geworden ist, ist jammervoll. Auch ethisch stehen wir vor Trümmern. Ich habe das Amt wieder übernommen aus innerer Verpflichtung gegenüber Köln und in der Hoffnung, wenigstens einen Anfang zum Wiederaufbau machen zu können. Ihre Gedanken über den geistigen Wiederaufbau Deutschlands werden mich immer sehr interessieren.

Seien Sie herzlichst gegrüßt von
Ihrem
Sehr ergebenen
(Dr. Adenauer)
Oberbürgermeister


  1. ^

    Mit einem »verehrenden Lebensgruß« (aus seinem schwäbischen »Unterschlupf« nach der Zerstörung der Berliner Wohnung im Jahre 1943) hatte Hardt der Hoffnung Ausdruck verliehen, daß es Adenauers »kluge Kraft... vollbringen könnte, in und über den Trümmern ein neues Gemeinwesen erstehen zu lassen ...«.