Rhöndorfer Ausgabe Online

31. Juli 1946 (Rhöndorf)

An Oberpräsident Johannes Gronowski

, Bad Driburg

StBKAH 08.20


Sehr geehrter Herr Gronowski!

Die Frage der Bildung eines Ministeriums für Nordrhein-Westfalen habe ich gestern der Fraktion unseres Provinzialrats vorgelegt. Entsprechend unserem Abkommen sind 5 Vertreter gewählt worden, um zusammen mit 5 Vertretern von Ihnen die Angelegenheit weiter zu erledigen. Gewählt worden sind bei uns außer mir die Herren:

Kölges (der frühere Landtagsabgeordnete),

Albers, Köln,

Oberbürgermeister Dr. Pünder, Köln,

Dr. Heinemann, Essen.

In der Zwischenzeit hat der Zivilkommissar Asbury mit Herrn Arnold, Düsseldorf, weiterverhandelt und ihm angetragen, den Posten eines stellvertretenden Ministerpräsidenten zu übernehmen1. Herr Arnold hat erwidert, daß er ohne Zustimmung seiner Partei das nicht tun würde und daß er weiter den Posten eines stellvertr. Ministerpräsidenten, der nicht gleichzeitig ein Ressort habe, für völlig unmöglich halte. Von englischer Seite ist ihm darauf erwidert worden, man sehe das ein. Für den stellvertr. Ministerpräsidenten komme aber nach ihrer Auffassung nur das Ministerium des Inneren in Frage.

In der Annahme, daß Sie gegenüber diesem ausdrücklichen Wunsche der Engländer keine Bedenken haben würden, und um zu vermeiden, daß durch Hinzögern die Einbeziehung des Herrn Arnold wieder fallengelassen würde, haben wir Herrn Arnold bevollmächtigt, das Angebot anzunehmen.

Ich hoffe, daß Sie auch damit einverstanden sind.

Unverbindlich waren wir uns über folgende Punkte einig:

1 ) Die Verteilung der 10 Ministerien auf die verschiedenen Parteien müßte folgenderweise erfolgen:

                                                           CDU = 4
                                                           SPD = 3
                                                           KPD = 2
                                Zentrum od. Demokraten = 1

Daß die beiden Splitterparteien Zentrum und Demokraten je einen Ministerposten erhalten sollten, schien uns ausgeschlossen.

2) Als besonders wichtig für die CDU wurden folgende Ministerien angesehen:

Inneres, Kultus, Wohlfahrt, Landwirtschaft.

Ich hoffe, daß wir uns bald sehen, und bin mit herzlichen Grüßen
Ihr
(Adenauer)


  1. ^

    Vgl. Detlev Hüwel, Karl Arnold, S. 103. Zur nordrhein-westfälischen Regierungsbildung (nach der Ernennung von Rudolf Amelunxen zum Ministerpräsidenten am 24.7.1946) ausführliche Angaben bei Walter Först, Geschichte, S. 165-182 und Peter Hüttenberger, Nordrhein-Westfalen, S. 227-233; vgl. auch das Schreiben Asburys an Amelunxen vom 1.8.1946 (zur »Darlegung Ihrer Verantwortlichkeiten«) mit einem beigefügten Memorandum zur »Bildung der Landesregierung Nordrhein-Westfalen« (Druck: Wolfram Köhler, Schmelztiegel, S. 209-214).