Rhöndorfer Ausgabe Online
An Oberbürgermeister Dr. Walter Kolb
, DüsseldorfHAStK Acc. 2, A 358
Sehr geehrter Herr Kolb,
Haben Sie herzlichen Dank für Ihre Mitteilungen und den mir freundlich zugedachten Gruß1.
Ich war gestern im Industriegebiet zu einer Sitzung des RWE und kam erst spät zurück. So viel ich weiß, fahren Sie öfters über Köln nach Bonn. Ich würde mich freuen, Sie bald einmal zu sehen, am besten nach vorheriger telefonischer Mitteilung.
Ich wünsche Ihnen vom Herzen Glück zu Ihrem neuen Amt2.
Sie übernehmen es in einer sehr schweren Zeit. Sie werden sehen, daß die städtische Kommunalverwaltung zwar mehr Sorgen bringt, aber auch mehr Möglichkeiten zur Initiative läßt als die Stellung eines Landrates, die Sie ja von früher her kennen. Daß Sie aus der Regierungskarriere heraus sind, freut mich sehr für Sie. Sie waren, offen gestanden, zu gut dazu.
Ich danke Ihnen für die von Ihnen ausgesprochene Hoffnung auf eine gute freundnachbarliche Zusammenarbeit. Seien Sie versichert, daß mir nichts lieber ist als dies.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr sehr ergebener
(Dr. Adenauer)
Oberbürgermeister
Das unmittelbare Bezugsschreiben ist nicht erhalten. Frühere Bemühungen Kolbs und Adenauers um Fühlungnahme und Verbindung gehen aus einer »Notiz« Willy Suths vom 10.5.1945 hervor: Kolb habe sich »heute hier« vorgestellt und u. a. sein Interesse an einer Beigeordnetentätigkeit in Köln bekundet; hierauf Wiedervorlagetermine Adenauers für den 25.5., 10.6., 1.7. und 12.8.1945, dazu hs. Vermerk Adenauers vom 2.7.1945: »Kann man Herrn Dr. Kolb ausfindig machen? Er kommt ev. für uns in Frage«.
Kolb war am 1.10.1945 zum Nachfolger des am 18.9.1945 entlassenen Düsseldorfer Oberbürgermeisters Dr. Wilhelm Füllenbach ernannt worden; vgl. Walther Hensel, 3 x Kommunalpolitik, S. 59-61.