Rhöndorfer Ausgabe Online
An Ministerialrat Dr. Carl Spiecker
, KölnHAStK Acc. 2, A 356/1
Sehr geehrter Herr Spiecker,
Wie ich Ihnen zugesagt hatte, ist vom Gesundheitsamt die Rückforderung Ihres Schwiegersohnes, Dr. Grass, bei der Militärregierung beantragt worden. Leider ist gestern daraufhin die Mitteilung ergangen, daß auf Grund von einer Anordnung höherer Dienststelle eine namentliche Rückforderung von Ärzten aus der Kriegsgefangenschaft nicht mehr erfolgen kann.
Es wurde zwar als Trost darauf hingewiesen, daß die Ärzte in Kürze allgemein entlassen werden sollen, aber leider wurde eine Sonderaktion für Herrn Dr. Grass abgelehnt.
Ich bedauere, Ihnen hiermit eine Enttäuschung zu bereiten, hoffe aber, daß entsprechend der Versicherung der Militärregierung Ihr Schwiegersohn doch bald freigelassen werden wird.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr ergebener
(Dr. Adenauer)
Oberbürgermeister
P. S. Wenn Sie Ihren Schwiegersohn gern selbst sprechen möchten, so glaube ich, daß die Gelegenheit dazu durch Vermittlung unseres Hilfskrankenhauses Köln-Dellbrück, Turnerstraße, gegeben wäre, nachmittags zwischen 2–4 Uhr.