Rhöndorfer Ausgabe Online
Offener Brief an die Leser des »Kölnischen Kurier«
»Kölnischer Kurier« Nr. 21 vom 7.8.1945
Unter deutscher Redaktion – demnächst auch in neuem Gewande – erscheint nunmehr unsere Zeitung1. In Zukunft wird also diese einzige Kölner Zeitung von Männern geleitet, die wir kennen und deren tapfere und anständige Gesinnung sich in den hinter uns liegenden leidvollen zwölf Jahren erprobte. Von Herzen freuen wir uns dieses Fortschritts. Diese Zeitung wird zunächst das einzige Sprachrohr sein zwischen der Bürgerschaft, die nunmehr auf 320 000 Köpfe angestiegen ist, und der Stadtverwaltung. Sie soll Euch unterrichten über unser Tun und Lassen, sie soll uns unterrichten über das, was Euch besonders am Herzen liegt und über das, was Ihr auszusetzen habt.
Kritik ist gut, Kritik muß sein. Aber vergeßt nie bei aller sicher oft verständlichen Kritik, wie tief der Abgrund ist, aus dem wir Zoll für Zoll emporklimmen müssen, und daß wir darum uns mit Geduld wappnen müssen. Vergeßt auch nie: Das Chaos, das wir durch gemeinsame harte Arbeit ordnen und neu gestalten müssen, ist die Schuld und das notwendige Erbe des Nationalsozialismus und des Militarismus.
gez. Adenauer
Oberbürgermeister
Zu diesem Aufruf vgl. Toni Diederich, Adenauer als Oberbürgermeister, S. 514.