Rhöndorfer Ausgabe Online
Bescheinigung für Eugen von Rautenstrauch
, Köln-RiehlStBKAH 07.02, mit ms. Briefkopf: »Der Vorsitzende des Zonenausschusses der Christlich-Demokratischen Union für die britische Zone. Mitglied des Zonenbeirats«
Herrn Eugen von Rautenstrauch, Köln-Riehl, Riehlergürtel 19, bescheinige ich zwecks Vorlage bei den für die Frage der Entnazisierung in Betracht kommenden Stellen folgendes:
Herr von Rautenstrauch ist mir seit vielen Jahren bekannt. Er stammt aus einer Familie, die seit Generationen eine sehr angesehene und geachtete Stellung in Köln eingenommen hat. Seine Familie hat die Verpflichtungen, die ein großer Besitz gegenüber der Allgemeinheit mit sich bringt, immer in vollem Maße erfüllt. Insbesondere hat sie das sehr bedeutende Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln gestiftet. Herr Eugen von Rautenstrauch hat sich in der Zeit nach 1918 auf den verschiedensten Gebieten des öffentlichen Lebens in Köln in aufopfernder Weise betätigt. Ich habe ihn damals als einen hochanständigen, sehr rechtlich denkenden Mann immer kennen gelernt. Seit dem Jahre 1933, meinem Weggange aus Köln, habe ich ihn aus dem Auge verloren. Ich habe gehört, daß er 1933 Pg geworden ist. Ich bin fest davon überzeugt, daß Herr von Rautenstrauch sowohl infolge seiner durchaus anständigen charakterlichen Veranlagung, wie infolge seines sehr schweren Augenleidens sich niemals aktiv irgendwie bei der NSDAP beteiligt hat. Ich bin auch davon überzeugt, daß er aus seiner Mitgliedschaft bei der NSDAP niemals Vorteile irgendwelcher Art für sich gezogen hat oder hat ziehen wollen.
Herr von Rautenstrauch hat durch seinen Beitritt zur NSDAP im Jahre 1933 gefehlt. Ich bin aber der Auffassung, daß die schweren Verluste, die er in der Folge erlitten hat, und die Vorwürfe, die er sich selbst über seine damalige Leichtgläubigkeit gemacht haben wird, eine hinreichende Buße für sein verhältnismäßig kleines Vergehen sind. Ich würde es für ungerecht halten, ihm, der fast blind und nahezu 70 Jahre alt ist, jetzt die Möglichkeit seiner Tätigkeit zu nehmen.
(Adenauer)