Rhöndorfer Ausgabe Online
An Stadtdechant Robert Grosche
, KölnStBKAH 08.55/4
Sehr geehrter Herr Stadtdechant!
Wie ich Ihnen bereits mündlich sagte, bin ich zu der Besprechung mit Herrn Dr. Hamacher gerne bereit1. Es wäre mir lieb, wenn wir uns über den Termin rechtzeitig verständigen könnten, da ich in nächster Zeit plötzlich von mehreren Stellen in Anspruch genommen sein werde. Über die Besprechung mit dem Herrn Erzbischof hoffe ich, in den nächsten Tagen nähere Mitteilung machen zu können. Es wird Sie vielleicht interessieren, daß ich vorgestern zum Vorsitzenden der Landespartei gewählt worden bin2.
Mit vielen Grüßem
Ihr ergebener
In diesem Zusammenhang hatte Grosche Adenauer am 23.1.1946 mitgeteilt, dass er »von dem die Sache Hamachers vertretenden Prälaten Dr. Heinen« gebeten worden sei, sich » – mit den Dechanten Gickler und Schreiber – in Ihre Verhandlungen mit Dr. Hamacher einzuschalten … Da die Verwirrung wirklich allmählich beunruhigend geworden ist und der Klerus sich öffentlich zu entscheiden beginnt, möchte ich nichts unversucht lassen, was eine Einigung fördern könnte.«
Zur besonders markanten Position des angesprochenen Prälaten Heinen eine nichtdatierte ms. Notiz von Unbekannt in StBKAH 08.55/4: »Herr Prälat Dr. Heinen, Decernent für Seelsorgearbeit im Generalvikariat, …könne…nicht umhin, dem Klerus zu empfehlen, sich wie bisher dem Zentrum und nicht der Christlich Demokratischen Union anzuschließen. Derartige Versuche mit den Protestanten seien schon öfters gemacht worden, aber immer fehlgeschlagen.«
Adenauer war am 5.2.1946 in Krefeld-Uerdingen vom CDU-Landesvorstand zum Vorsitzenden der CDU des Rheinlands gewählt worden; vgl. hierzu (auch zum Ergebnis der geheimen Wahl, die mit 24:8 Stimmen zuungunsten des bisherigen Vorsitzenden Leo Schwering ausfiel) das Sitzungsprotokoll, gedruckt bei Klaus Dreher, Der Weg, S. 288f. Zur Literatur vgl. vor allem Rudolf Morsey, Der politische Aufstieg, S. 49.