Rhöndorfer Ausgabe Online
An den Geschäftsführenden Vorsitzenden der Christlich-Demokratischen Partei des Rheinlandes
, KölnOriginal in LAV NRW R, RWV 0026/2363, ohne Anrede
Meine Wahl in den Rat der Vorsitzenden der Christlichen Demokratischen Partei nehme ich mit Dank an1.
Mit vorzüglicher Hochachtung
(Dr. Adenauer)
Oberbürgermeister
Zur (kollektiv vorgenommenen, mit 180:6 Stimmen ausgefallenen) Wahl in dieses 7-köpfige Vorstands-Gremium der CDP des Rheinlandes, von der Schwering Adenauer am 4.9.1945 in Kenntnis gesetzt hatte, vgl. das Protokoll der Gründungsversammlung in LAV NRW R, RWV 0026/1027. Zur parteigeschichtlichen und geschichtswissenschaftlichen Darstellung und Diskussion dieses Ereignisses vgl. beonders Leo Schwering, Frühgeschichte, S. 129-131 und Rudolf Morsey, Der politische Aufstieg, S. 40.
Vor seiner Amtsenthebung und dem politischen Betätigungsverbot am 6.10.1945 nahm Adenauer an den beiden ersten Sitzungen des Rates der Vorsitzenden am 18.9.1945 und 4.10.1945 – jeweils im Kölner Kolpinghaus – teil; hierzu Einladungen Schwerings vom 13.9.1945 und 26.9.1945 sowie vor allem die von Dr. Karl Zimmermann angefertigten Sitzungsprotokolle (mit zahlreichen zentralen Aussagen Adenauers zu Organisation und Programmatik der neuen Partei) in LAV NRW R, RWV 0026/2363 (ms. Ausfertigung mit hs. Entwürfen).
Diesen Protokollen zufolge, äußerte Adenauer im Rat der Vorsitzenden u. a.
a) am 18.9.1945:
»Die Arbeiter und die Jugend müssen im Rat mit vertreten sein. Aber vor allem muß der regionale Gesichtspunkt starker berücksichtigt werden. … Adenauer betont die Notwendigkeit der sofortigen Einstellung eines evangelischen Generalsekretärs, der nicht nur organisatorische, sondern auch politische Arbeit zu leisten habe. Auch ein Jugendsekretär müsse sofort eingestellt werden. Er soll zwischen 25 und 35 Jahre alt sein. Die Anstellung eines besonderen Propagandaleiters sollte man in Erwägung ziehen. … Adenauer macht darauf aufmerksam, daß die Kölner Kurie von der Christlich Demokratischen Partei abrücken will, wenn sie nicht für die Konfessionsschule eintrete.«
b) am 4.10.1945:
»Adenauer ist für eine sofortige ausreichende Besetzung aller nötigen Posten. … Adenauer schneidet die Pg-Frage an. … Nun gibt Adenauer einen Bericht über Godesberg. Severings Rede sei in drei Teile gegliedert gewesen. 1.Teil: Rechtfertigung für eigene Haltung von 33 bis heute. 2. Teil: Bitte um starke Anlehnung an uns. 3. Teil: Scharfer Schritt gegen Kommunisten. Görlinger habe kleinlich gesprochen. War für Zusammenarbeit mit Kommunisten. Die beschlossene Arbeitsgemeinschaft sei vorsichtig zu behandeln.« (Zum damit angesprochenen Godesberger CDU/SPD-Treffen am 30.9.1945 vgl. Anm. 3 des Schreibens an Josef Löns vom 23.3.1946.