Rhöndorfer Ausgabe Online
An Rechtsanwalt Dr. Bernhard Pfad
, Hannover-KleefeldStBKAH 08.05
Sehr geehrter Herr Pfad,
Haben Sie vielen Dank für Ihren Brief vom 5. September d.J.1.
Ich gehe mit Ihnen einig und werde Herrn Direktor Wippenhohn2 eine ausführliche Mitteilung mitgeben3.
Mit ausgezeichneter Hochachtung
Ihr sehr ergebener
(Dr. Adenauer)
Oberbürgermeister
Pfad hatte sich unter diesem Datum an Adenauer als den »Führer des rheinischen Zentrums« gewandt, um ihn für die Teilnahme an einer für den 16.9.1945 in Münster geplanten (tatsächlich dann am 15.9.1945 in Rinkerode stattfindenden!) Aussprache zwischen Zentrumsvertretern aus dem Rheinland, Westfalen und Niedersachsen zu gewinnen.
Wippenhohn wirkte 1945 als Mittelsmann zwischen Zentrumskreisen im Rheinland und in Hannover, auch nach 1945 mit führenden Vertretern des neugegründeten Zentrums weiterhin liiert, dies nicht zuletzt über den mit Wilhelm Hamacher gemeinsamen Wohnort (Troisdorf blieb mit anderen Gemeinden im Siegkreis bis in die 50er Jahre hinein eine Hochburg des Zentrums).
Aus einer hierzu in LAV NRW R, RWN 0048/7 erhaltenen handschriftlichen Notiz Wippenhohns über ein am 11.9.1945 im Kölner Rathaus mit Adenauer geführtes Gespräch: »[Adenauer] habe sich nach langen und eingehenden Überlegungen und inneren Kämpfen für die [CDP] entschlossen, weil er voraussehe, daß der Kampf zwischen Materialismus und Christentum kommen werde. Es müsse für diesen Kampf eine Einheitsfront aller christlichen Kreise gebildet werden. Das sei, wie die Vergangenheit gelehrt habe, nicht möglich in der [Zentrumspartei], die von 1919 bis 1932 von 22 % der Stimmen auf 14 % abgefallen sei.
– Die [CDP] werde seiner Meinung nach eine Zersplitterung der christlichen Volksteile in Demokratische, Wirtschafts- und andere Parteien verhindern.« (Die in der Aktennotiz enthaltene ungenaue Angabe zu den Wahlergebnissen des Zentrums in der Weimarer Republik schließt die Resultate der Bayerischen Volkspartei mit ein).