Rhöndorfer Ausgabe Online

9. Juli 1945 (Köln)

An Hilda Wagner

, Bremen

StBKAH 07.03


Sehr geehrtes Fräulein Wagner!

Die Nister-Mühle steht noch1. Das Ehepaar Rödig lebt. Herr Rödig hat eine ziemlich schwere Handverletzung in seinem Betrieb erlitten. Frau Rödig war recht krank. Nach den letzten Nachrichten sind aber beide einigermaßen wohlauf. Nach diesen Nachrichten, die allerdings schon 7 Wochen alt sind, sind einmal Russen in die Mühle eingedrungen und haben Kleider des Oberingenieurs Dr. Erdmann geraubt.

Ich danke Ihnen für Ihre guten Wünsche. Es freut mich, daß es Ihnen und Ihrem Vater gut geht.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr ergebener
(Dr. Adenauer)
Oberbürgermeister


  1. ^

    In der Nister-Mühle unterhalb von Hachenburg im Westerwald hatte sich Adenauer im September 1944 vorübergehend dem Zugriff der Gestapo entziehen können; vgl. Paul Weymar, Adenauer, S. 238-242. Ebenfalls in der Nister-Mühle hatte die Familie Wagner persönliche Habe unterbringen können, um dessen Rückführung sie sich nunmehr ­– unter Einschaltung Adenauers – bemühte.