Dezember 2009

Adenauers Enkelsohn Konrad Adenauer erinnert sich an das Weihnachtsfest in Rhöndorf

Die Weihnachtsfeier lief immer so ab, dass die Kinder, Schwiegerkinder und Enkel um halb 5 Uhr in der Dämmerung in Rhöndorf eintrafen. Es gab im Musikzimmer, später auch bei der größer werdenden Familie in der Diele Tee und Kaffee sowie Waffeln und sonstiges Weihnachtsgebäck, vor allen Dingen einen hervorragenden (Diplomaten-)Kuchen, also einen Kuchen, wie ihn mein Großvater besonders liebte mit Rosinen, Zitronat, Orangeat und Mandeln. Nachdem wir dann aus bereitliegenden Liederbüchern die in der Familie beliebten Weihnachtslieder gesungen hatten, wozu vor allen Dingen auch das „Lasst uns lauschen, heilige Engel“ aus der Pfarrkirche St. Stephan in Köln-Lindenthal gehörte, ertönte ein kleines Porzellanglöckchen aus dem durch eine Schiebetür abgeschlossenen Wohnzimmer, die daraufhin geöffnet wurde. Zuerst schritten die kleinen Kinder, dann die größeren, dann die Erwachsenen in das Wohnzimmer und fanden den mit allen Kerzen brennenden Weihnachtsbaum vor, dazu die großartige Krippe mit dem Feuer der Hirten vor dem Stall. Es wurde dann zunächst „Stille Nacht“ mit allen drei Strophen gesungen. Danach haben die kleinen Kinder ihre Weihnachtsgedichte vorgetragen. Anschließend wünschte man sich allseits Frohe Weihnachten und tauschte Geschenke aus. Dabei handelte es sich meistens um die Geschenke, die die Patentanten und -onkel ihren Patenkindern mitgebracht hatten. Es gab aber auch gegenseitige Geschenke sowie immer ein besonderes Geschenk für die Haushälterin Frau Schlief, die die Weihnachtsfeier vorbereitet hatte, und zwar durch das Aufstellen der Krippe und des Tannenbaumes sowie das Bereiten des Nachmittagskaffees und –tees sowie des abendlichen Buffets. Mein Vater Konrad Adenauer hatte abwechselnd mit Onkel Max die Aufgabe, Frau Schlief namens der Familie zu danken und ihr dieses Geschenk zu überreichen. Für uns Kinder gab es keinen Weihnachtsteller, sondern einen kleinen Sack mit Süßigkeiten, in dem sich immer eine Apfelsine oder Mandarinen befanden, sowie Nüsse und natürlich in Rhöndorf hergestelltes Gebäck.

Quelle: Hans Peter Mensing: Resi Schlief, Adenauers Stütze aus Unkel. Mit einem Anhang: Kochen für den Kanzler. Adenauers Lieblingsrezepte. Bonn 2013, S. 59f