Rhöndorfer Ausgabe Online
An den Chefredakteur der »Rheinischen Post«
, DüsseldorfStBKAH 08.53, ohne Anrede
Von Herrn Oberbürgermeister Weitz in Duisburg erhalte ich unter Beifügung verschiedener Zeitungsausschnitte eine, wie mir scheint, durchaus begründete Klage über die Berichterstattung der CDU-Zeitungen und der Zeitungen der anderen Parteien1. Ich lege den Ausschnitt aus dem Briefe des Herrn Oberbürgermeisters Weitz bei. Zur Illustrierung der Angelegenheit und namentlich auch des Artikels im »Rhein-Echo«2 Nr. 31 vom 22.6. d. Js. erlaube ich mir, folgendes hinzuzufügen:
In einer Sitzung des Hauptausschusses des Rheinischen Provinzialrats am 5.6.1946 hatte Herr Görlinger die Behauptung aufgestellt, Herr Dr. Müller, Bonn, habe keine »sauberen Hände«3. Ich habe ihn in der öffentlichen Sitzung des Provinzialrats, über die Ihr Blatt berichtet, aufgefordert, entweder seine Behauptung zu substantiieren, damit sie nachgeprüft werden könne, oder sie zurückzunehmen. Herr Görlinger hat dann nach einigem Hin und Her diese Behauptung zurückgenommen. In dem Bericht Ihres Blattes ist von dem ganzen Vorgang überhaupt nichts erwähnt, trotzdem es sich um eine Verletzung der Ehre eines mit in erster Linie stehenden Parteimitgliedes handelt. Das »Rhein-Echo« erwähnt in dem beiliegenden Ausschnitt, daß ich einen Angriff gegen Görlinger gemacht hätte.
Ich würde Ihnen sehr dankbar sein, wenn Sie Ihre Mitarbeiter dazu anhalten würden, die Interessen der CDU immer so zu wahren, wie das die Mitarbeiter der sozialdemokratischen und kommunistischen Presse hinsichtlich ihrer Partei tun4.
Schreiben von Heinrich Weitz an Adenauer vom 24.6.1946 (StBKAH 07.12); zur Antwort vgl. das Schreiben an Weitz vom 1.7.1946.
Zum sozialdemokratisch orientierten ›Rhein-Echo‹ vgl. Esther Betz, Düsseldorfer Zeitungen, S. 84f.
Zu diesen Angriffen der SPD gegen Karl Müller (wegen seiner Teilhaberschaft an einer Zuckerfabrik), die zu dessen Rücktritt von der Leitung der Ernährungsabteilung im Oberpräsidium der Nord-Rheinprovinz führten, ist in StBKAH 06.05 Korrespondenz mit Müller aus dem Juli/August 1946 erhalten; vgl. Peter Hüttenberger, Nordrhein-Westfalen, S. 171; weitere Angaben im Schreiben an Heinrich Weitz vom 1.7.1946.
Vgl. das Schreiben an Anton Betz vom 6.7.1946.