Rhöndorfer Ausgabe Online

11. Juli 1945 (Köln)

An Dr. Johannes Klinkenberg

, Köln-Königsforst

HAStK Acc. 2, A 358


Sehr geehrter Herr Klinkenberg,

Haben Sie vielen Dank für Ihre freundlichen Worte vom 3. Juli und die Übersendung der Broschüre1. Ich habe die letztere mit wirklichem Interesse gelesen. Vielleicht wird es möglich sein, beim Wiederaufbau Kölns weitere Forschungen zu betreiben. Halten Sie bitte diese Seite des Wiederaufbaus im Auge.

Mit freundlichen Grüßen
(Dr. Adenauer)
Oberbürgermeister


  1. ^

    Unter Bezugnahme auf den Aufruf Adenauers ›Kölner, Kölnerinnen!‹ Hierzu Adenauer am 3.7.1945 (vgl. Anm. 2 im Schreiben an Karl Ludwig Schmitz vom 18.6.1945) in seinem Aufruf »Kölner, Kölnerinnen!«: »Wo sind die Keime des Militarismus und des Nationalsozialismus…? Die tiefsten Wurzeln liegen in dem ungezügelten Materialismus… und in einer aus materialistischem Streben erwachsenen, bis ins äußerste vorgetriebenen Fortbildung des Staatsgedankens « Diese von Adenauer in zahlreichen Reden der unmittelbaren Nachkriegszeit vertretene Auffassung enthält im Kern bereits ein Grundelement seiner Geschichtsanalyse, mit der er in seinen Erinnerungen die Voraussetzung des Nationalsozialismus erläutert; vgl. Konrad Adenauer, Erinnerungen 1945-1953, S. 45. Zum Materialismus-Begriff Adenauers (der sich in ähnlicher Form bereits in seiner Eröffnungsrede beim 62. Deutschen Katholikentag in München am 28.8.1922 findet; vgl. Adenauer-Reden, S. 43 f.; Hinweise bei Anneliese Poppinga, Geschichtsverständnis, S. 57f.) hatte sich Klinkenberg mit der Bitte an Adenauer gewandt, beim Neuaufbau »die seit den Zeiten der Römer organisch gewachsenen Linien der Altstadt« und die historischen Denkmäler Kölns nicht zu übersehen.