Rhöndorfer Ausgabe Online

14. Juli 1946 (Rhöndorf)

An Oberbürgermeister Karl Arnold

, Düsseldorf

StBKAH 06.05


Lieber Herr Arnold!

Bei meiner Rückkehr von Hamburg fand ich Ihre beiden Briefe vom 5. und 8. d. Mts. vor1. Ich teile insbesondere die in Ihrem Schreiben vom 8.7. ausgesprochenen Bedenken. Ich weiß aber nicht, ob Sie Gehör finden werden. Jedenfalls werden wir uns damit beschäftigen müssen. Da mich gestern morgen, am 13.7.46, Herr Generaldirektor Müller telefonisch anrief und die Post manchmal sehr lange braucht, habe ich diesen gebeten, Sie in meinem Namen telefonisch zu bitten, folgende Feststellungen zu machen:

a) Wieviele Ministerien sollen geschaffen werden?

b) Welche Ministerien erhalten die anderen Parteien?

c) Wie ist es mit dem Chef der Verwaltung?

d) Wer ernennt die Landesdirektoren?

Ich muß morgen, am 15.7.46, auf Ersuchen der britischen Militärregierung für unbestimmte Zeit nach Berlin fliegen2. Der Aufenthalt kann 8 bis 14 Tage dauern, wie mir gesagt wurde. Worum es sich handelt, weiß ich nicht. Ich werde sofort nach meiner Rückkehr mich mit Ihnen in Verbindung setzen. Meine Berliner Adresse kann ich Ihnen leider nicht angeben, da ich nicht weiß, wo ich untergebracht werde. Ich bitte, diese Reise nach Berlin vertraulich zu behandeln!

Aus der Tagung des Zonenbeirats wird Sie insbesondere folgendes interessieren:

Ich habe beantragt, Wahlen zum Provinziallandtag am 13. Oktober abzuhalten3. Die Militärregierung hatte nach anfänglichem Zögern die Zulassung der Behandlung dieses Antrages ausgesprochen. Der Antrag ist mit einer kleinen Stimmenmehrheit abgelehnt worden. Von den politischen Vertretern haben lediglich Herr Dr. Otto, Osnabrück, und ich dafür gestimmt.

Es scheint mir nunmehr richtig, um die Stellung der anderen Parteien der Öffentlichkeit bekannt zu geben, daß in allen Provinziallandtagen bezw. Provinzialräten entsprechende Anträge gestellt werden. Für diese besteht ja nicht die Verpflichtung zur Geheimhaltung, wie für die Verhandlungen des Zonenbeirats. Ich lege Ihnen den Durchschlag des Antrages, den ich heute an den Oberpräsidenten abgehen lasse4, bei.

Mit vielen Grüßen
Ihr ergebener
(Adenauer)


  1. ^

    Im ersten Schreiben Hinweise auf ein Angebot der Militärregierung an die CDU, von den in der Nord-Rheinprovinz zu schaffenden Ministerien die Ressorts Verwaltung, Handel und Industrie/Ernährung und Landwirtschaft und Erziehung/Religionsangelegenheiten zu übernehmen; im zweiten grundsätzliche Bedenken gegenüber der Umwandlung des »bisherige[n] Bezirk[s] der Nord-Rheinprovinz zu einem eigenen Staatswesen … Wenn schon eine organische Gliederung des Reiches auf föderativer Grundlage notwendig erscheint, dann scheint mir eine staatliche Zusammenfassung von ganz Rheinland und Westfalen unentbehrlich zu sein.«

  2. ^

    Vgl. das Schreiben an Josef Frings vom 13.7.1946.

  3. ^

    Zu diesem am 29.6.1946 gemeinsam mit Paul Otto gestellten Antrag (Original in: BT PA 1/232), zu Diskussion und Abstimmung im Zonenbeirat vgl. Akten zur Vorgeschichte Bd. 1, S. 589 (Wortlaut nicht ermittelt!), S. 598-605.

  4. ^

    Wiedergabe des Antrags in indirekter Rede bei Konrad Adenauer, Erinnerungen 1945-1953, S. 198.