Rhöndorfer Ausgabe Online
An führende Vertreter der CDU Rheinland
StBKAH 06.05, mit ms. Briefkopf: »Der Vorsitzende der Landespartei der CDU für die Rheinprovinz«, Verteiler: »Herrn Hans Albers, Christlich-Demokratische Union, Köln; Herrn Oberbürgermeister Arnold, Düsseldorf; Herrn Oberbürgermeister Dr. Pünder, Köln; Herrn Oberbürgermeister Dr. Weitz, Duisburg; Herrn Präsident Dr. Müller1, Bonn.«
Sehr geehrte Herren!
Im Auftrage des Vorstandes der CDU für die Rheinprovinz habe ich beim Oberpräsidenten der Nord-Rheinprovinz, Düsseldorf, um Auskunft über die Berücksichtigung der Vertreter der politischen Parteien bei der Zusammensetzung des Provinzialrats gebeten2. . Ich habe darauf von dem Oberpräsidenten der Nord-Rheinprovinz, unterzeichnet durch Herrn Weber3,unter dem 5.4.46 eine Antwort erhalten, aus der ich folgende beiden Punkte wiedergebe:
»2) Die schlüsselmäßige Aufteilung der den Parteien zugestandenen Sitze erfolgte auf Grund zwischenparteilicher Vereinbarungen, in die sich die Provinzialregierung nicht eingeschaltet hat. Soweit ich unterrichtet bin, haben an diesen Verhandlungen für die CDU die Herren Albers, Arnold, Dr. Pünder, Dr. Weitz und Dr. Müller teilgenommen.
3) Die Benennung der CDU-Kandidaten mir gegenüber ist durch die eben genannten Herren erfolgt: ich hatte und habe keinen Anlaß, daran zu zweifeln, daß sie hierzu von Seiten der Landesleitung entsprechend legitimiert waren. Andere Vertreter der CDU jedenfalls haben niemals eine Rücksprache in dieser Angelegenheit mit mir nachgesucht, obwohl allgemein bekannt war, daß Verhandlungen über die Benennung von Parteivertretern für den Provinzialrat im Gang waren«4.
Ich habe die Angelegenheit in der Sitzung des Provinzialvorstands der Parteien am 10.4.46 zur Sprache gebracht, in der Herr Albers anwesend war. Herr Albers hat die Richtigkeit der Angaben des Herrn Oberpräsidenten bestritten5. Keinem der anwesenden Herren, insbesondere auch mir als dem Vorsitzenden der Partei, war von einer schlüsselmäßigen Aufteilung auf Grund zwischenparteilicher Vereinbarung etwas bekannt. Ich bitte im Auftrage des Vorstandes um eine Erklärung zu den Angaben des Oberpräsidenten.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Adenauer
Hinweise auf partei- und landespolitische Tätigkeit nach 1945 unter anderem bei Leo Schwering, Frühgeschichte, S. 90, 131; Peter Hüttenberger, Nordrhein-Westfalen, unter anderem S. 423-425, 481-483 und Günter J. Trittel, Bodenreform, S. 80f., 87f.
Vgl. das Schreiben an Robert Lehr vom 19.3.1946.
Dieser Angabe liegt ein Irrtum zugrunde, tatsächlich unterschrieb Lehr (dessen Namenszug eine solche Lesart allerdings erlaubt).
Teildruck eines weiteren Auszuges aus dem Lehr-Schreiben (mit Hinweisen auf die Art der Zusammensetzung des Provinzialrates) bei Konrad Adenauer, Erinnerungen 1945-1953, S. 194f.; vgl. das Schreiben an Robert Lehr vom 15.4.1946.
In diesem Sinne auch die Antwort von Weitz an Adenauer vom 25.4.1946 (an Lehrs Angaben »auch nicht ein Wort richtig«) sowie die Antwort Pünders vom 26.4.1946 (»… von zwischenparteilichen Vereinbarungen … nichts bekannt …«; Schreiben in BArch N 1005/606; Müller hatte – so seine Antwort vom 24.4.1946 – an derartigen Verhandlungen überhaupt nicht teilgenommen, während Arnold am 23.4.1946 einräumte, daß »nach dem ungünstigen und völlig unübersichtlichen Start [des Provinzialrates] … ein für uns günstigeres Ergebnis kaum erreicht werden« konnte.