Rhöndorfer Ausgabe Online
An Rechtsanwalt Johannes Henry
, BonnStBKAH 08.54
Ich erhielt Deinen Brief vom 10.2.2. Ich werde Anfang März über den Rundfunk eine als solche von der Brit. Militärregierung bezeichneten programmatische Rede halten müssen und darauf im Laufe des März in Köln in einer großen Versammlung sprechen3. Unter diesen Umständen tut es mir leid, wenigstens vorerst in Bonn nicht sprechen zu können.
Mit vielen Grüßen Dein
P.S. Da der Briefbogen keine Adresse der Geschäftsräume der CDU in Bonn enthält, richte ich den Brief an Deine alte Privatadresse.
Die freundschaftliche Beziehung zum gleichaltrigen Adenauer (»Mein lieber Adenauer!« so die Anrede im Anschreiben) ist auf die gemeinsame Zugehörigkeit zur Altherrenschaft des Katholischen Studentenvereins Arminia zurückzuführen (für die Henry in der Nachkriegszeit mehrfach Einladungen an Adenauer richtete).
Henry hatte sich als »Vorsitzender des hiesigen Ortsvereins« an Adenauer gewandt, um ihn für die Teilnahme an einer großen Parteiveranstaltung in Bonn zu gewinnen. Zu der schließlich am 7.4.1946 zustandegekommenen Bonner CDU-Kundgebung und Adenauers dabei gehaltener Rede (Text in StBKAH 02.03) vgl. Arnold J. Heidenheimer, Adenauer, S. 123, 148.
Adenauer bei seiner am 7.4.1946 gehaltenen Bonner Rede: »Die Zusammenballung großer Menschenmassen auf engstem Raum darf sich unter keinen Umständen wiederholen, und ebenso wenig darf die sich daraus ergebende Wertsteigerung des Grund und Bodens einzelnen zugute kommen. Ich erblicke seit vielen Jahren in dieser verfehlten Boden- und Siedlungspolitik der früheren Zeit eine der Hauptquellen für die Entwurzelung und materialistische Einstellung unseres Volkes. Hier sehe ich eine bodenreformatorische Aufgabe größten Ausmaßes von vitalster Bedeutung für die Zukunft unseres Volkes.«
Damit erstmals angesprochen: die am 24.3.1946 gehaltene Grundsatzrede des 1. Vorsitzenden der Christlich-Demokratischen Union für die britische Zone in der Aula der Kölner Universität; Druck: Adenauer-Reden, S. 82-106.