Rhöndorfer Ausgabe Online
An den Vorstand des CDU-Landesverbandes Hamburg
StBKAH 08.18, mit ms. Briefkopf »Mitglied des Zonenbeirats«
Sehr geehrte Herren!
Lassen Sie mich den Ihnen schon mündlich ausgesprochenen Dank für die mir ausgedrückten Glückwünsche und die prachtvollen Blumen nochmals herzlichst wiederholen1.
Ich hoffe, daß die verhältnismäßig unbedeutenden Unstimmigkeiten im dortigen Vorstand in der Zwischenzeit behoben sind und daß der Erfolg der Wahl am 13. Oktober keinesfalls dadurch beeinträchtigt wird2.
Zu meiner Rede in Blankenese3 darf ich mir noch folgende Bemerkungen erlauben:
Die Versammlung war recht schlecht besucht. Das ist z. T. sicher auf das sehr ungünstige Wetter zurückzuführen, z. T. aber auch m. E. daraufhin, daß Blankenese keineswegs die Möglichkeit zu einer größeren Veranstaltung bietet. Hinzu kommt, daß die Versammlung augenscheinlich auch nicht genügend vorbereitet war. Ich meine, man hätte sicher mich als den Vorsitzenden der Zone unter keinen Umständen der Gefahr aussetzen dürfen, daß die gegnerische Presse mitteilen kann, ich hätte in einer sehr schlecht besuchten Versammlung gesprochen. Man hätte bei der ungünstigen Witterung unbedingt auf die Versammlung verzichten müssen. Der Rasen, auf dem die Zuhörer stehen mußten, war derartig aufgeweicht, daß es eine starke Zumutung für sie war, dort längere Zeit zu stehen. Auch war nicht im geringsten für irgendwelche Ordnung gesorgt. Während der Kundgebung trieben sich spielende Kinder überall herum.
Ich hielt es für nötig, Sie doch von meinen Eindrücken in Kenntnis zu setzen.
Mit ausgezeichneter Hochachtung
(Adenauer)
Das Anschreiben vom 17.9.1946 (mit Glückwünschen zum Erfolg bei den Gemeindewahlen) hatten unterschrieben: der 1. Vorsitzende Ketels und dessen Stellvertreter, die beiden Mitbegründer des Hamburger CDU-Landesverbands Franz Beyrich und Walter Fischer.
Zur Situation der Hamburger CDU vor und nach den Bürgerschaftswahlen vom Oktober 1946 vgl. die CDU-Zonenausschussdiskussion am 17./18.12.1946 in Lippstadt (Druck: Helmuth Pütz [Bearb.], Konrad Adenauer, S. 223-228).
Rede am 20.9.1946 (unter anderem zu Problemen der Welternährungslage), die zu einer Kontroverse mit der britischen Militärregierung Anlass gab; vgl. das Schreiben an William Asbury vom 19.11.1946.