Rhöndorfer Ausgabe Online
An Thea Grimm
, Tiengen/OberrheinStBKAH 07.10
Sehr geehrte Frau Grimm!
Herr Gessinger hat in der Zwischenzeit mit mir gesprochen1. Ich glaube, daß es für Ihren Mann am besten ist, wenn man möglichst wenig von ihm redet. Soviel ich weiß, ist er in dem in der Schweiz unlängst erschienenen Buch von Gisevius2#als einer derjenigen erwähnt, die laufend von der NSDAP. Zahlungen bekommen haben. Ihre Veröffentlichung ist natürlich ungünstig, aber ich denke, daß sein früheres Eintreten für eine deutsch-französische Verständigung doch ihm angerechnet werden wird, so daß er in absehbarer Zeit zurückkommt.
Mit ausgezeichneter Hochachtung
(Adenauer)
Vgl. das Schreiben an Peter Gessinger vom 4.5.1946. Das Anschreiben von Frau Grimm vom 13.5.1946 enthält nähere Angaben zur Verhaftung ihres Mannes durch die Franzosen im Mai 1945 und dessen schwerer Erkrankung im Kriegsgefangenenlager Amboise.
Vgl. die zweibändige Darstellung ›Bis zum bitteren Ende‹ (Zürich, 1946, Hamburg 21948).