Rhöndorfer Ausgabe Online
An Bürgermeister a.D. Dr. Beyendorff
, Berlin-LankwitzStBKAH 07.10
Sehr geehrter Herr Dr. Beyendorff1!
Auf Ihr gefl. Schreiben vom 14. d. Mts. erlaube ich mir, Ihnen mitzuteilen, daß ich Ihre Ansichten teile. Wir haben hier beschlossen, die Erörterung der Frage, ob man das Wort »christlicher Sozialismus« oder dergleichen gebrauchen solle oder nicht, bis nach den Kreistagswahlen zurückzustellen.
Ich hoffe, daß bis dahin die allgemeine politische Entwicklung so ist, daß sie unsere Wünsche, das Wort »Sozialismus« zu vermeiden und ein anderes christlicher Gesellschaftsordnung an seine Stelle zu setzen, unterstützen wird2.
Mit ausgezeichneter Hochachtung
Ihr ergebener
(Adenauer)
Beyendorff, Geschäftsführer einer Metallwarenfabrik, hatte Adenauer von einem Schreiben an Jakob Kaiser vom 12.8.1946 in Kenntnis gesetzt; zum hierin kritisierten Kaiser-Artikel ›Um was es geht‹ (›Neue Zeit‹ vom 11.8.1946) vgl. Werner Conze, Jakob Kaiser, S. 19 f.
Vgl. das Schreiben an Anton Betz vom 27.7.1946.