Rhöndorfer Ausgabe Online
An Oberbürgermeister Karl Arnold
, DüsseldorfStBKAH 08.51, mit ms. Vermerk »Persönlich!«
Sehr geehrter Herr Arnold!
Vor einigen Tagen schrieb ich Ihnen wegen der Betreuung der Arbeiter innerhalb der CDU1. Der Zonenausschuß der CDU in der britischen Zone hat in einer Sitzung am 26.4.46 beschlossen, den Landesparteien zu empfehlen, eine besondere Abteilung für die Betreuung der Arbeiter einzurichten mit einem besonders qualifizierten Mann an der Spitze2. Wo es notwendig erscheinen sollte, sollen auch derartige örtliche Stellen innerhalb der Parteiorganisationen eingerichtet werden. Betont wurde, daß unter allen Umständen diese Abteilungen nicht neben der Parteiorganisation hergehen, sondern innerhalb der Parteiorganisation aufgebaut werden müßten.
Ich halte die alsbaldige Durchführung dieses Beschlusses, insbesondere auch für die Nord-Rheinprovinz und Westfalen, für dringend notwendig. Ich bitte Sie, sich schon jetzt zu überlegen, wer innerhalb der Nord-Rheinprovinz diese Abteilung übernehmen könnte.Vertraulich bemerke ich Ihnen, daß Herr Albers m. E. dafür nicht in Frage kommt wegen seines gesundheitlichen Zustandes. Ich hoffe, darüber mit Ihnen sowie über die ganze Angelegenheit anläßlich der Sitzung des Provinzialrats am 6. Mai 46 mündlich sprechen zu können.
Wie die Verhältnisse in Köln aussehen, das möge Ihnen folgendes Ergebnis der Wahl der Delegierten für die Einheitsgewerkschaft Humboldt-Klöckner, Kalk, zeigen:
Arbeiter: 26 SPD 20 KPD 2 CDU
Angestellte: 5 SPD 1 KPD 1 CDU
Das Ergebnis ist geradezu vernichtend und ein schlagender Beweis dafür, wie wenigstens in Köln die Angehörigen der früheren christlichen Gewerkschaften völlig versagt haben.
Bei Ihren Überlegungen wegen Heranziehung geeigneter Persönlichkeiten bitte ich Sie, auch die Angehörigen der katholischen Arbeitervereine in Erwägung zu ziehen und sich nicht ausschließlich auf die früheren christlichen Gewerkschaftler zu beschränken. Unter ihnen ist anscheinend hier – wenigstens im Kölner Bezirk – keine geeignete Persönlichkeit.
Mit vielen Grüßen
Ihr ergebener
(Adenauer)
Vgl. das Schreiben an Karl Arnold vom 20.4.1946.
Vgl. hierzu den am 25./26.4.1946 von Anton Storch vor dem Zonenausschuss erstatteten Bericht »über die Entwicklung des neuen Gewerkschaftswesens« sowie den dort ebenfalls gefassten Beschluss, »innerhalb der Landesverbände besondere hauptberufliche Referenten für alle Fragen der Arbeitnehmerschaft zu bestellen« (vgl. Helmuth Pütz [Bearb.], Konrad Adenauer, S.139 f.).