Rhöndorfer Ausgabe Online
An Oberbürgermeister Karl Arnold
, DüsseldorfStBKAH 08.51, mit ms. Vermerk »Persönlich!«
Lieber Herr Arnold!
Den beiliegenden Brief an die Redaktion der »Rheinischen Post« bitte ich, mit einem entsprechenden Begleitschreiben von Ihnen an ihre Adresse gelangen zulassen1. Die Klagen über die Haltung der »Rheinischen Post« sind ganz allgemein. Wenn unsere CDU-Zeitungen nicht bald – der Wahltermin rückt ja doch bedenklich nahe – anfangen, sich als zu uns gehörig zu betrachten, so schädigen sie damit unsere Partei und damit auch sich selbst außerordentlich. Ich bitte, das doch den Herren zu Gemüte zu führen.
Wie recht ich hatte, vor Verhandlungen mit sozialdemokratischen Herren über das Verhalten im Wahlkampf zu fordern, daß entweder Herr Schumacher selbst oder ein legitimierter Vertreter an dieser Besprechung teilnähme2, zeigt die Rede, die Herr Schumacher am 24.6.46 in Frankfurt gehalten hat und in der er nach dem Bericht des DPD folgendes sagt: »Über die Zukunft Deutschlands sprach der SPD-Vorsitzende für die Westzonen, Dr. Schumacher, vor etwa 20.000 Zuhörern in Frankfurt auf der bisher größten Versammlung seiner Partei in der amerikanischen Zone.
In seinen Ausführungen über Mißbrauch des Christentums im politischen Kampf erklärte Dr. Schumacher: ›Es geht nicht um das Christentum, das gerade von der Sozialdemokratie respektiert wird, sondern es geht darum, wer die Kosten des Dritten Reiches und des zweiten Weltkrieges bezahlt.‹
Nach Ansicht von Dr. Schumacher habe sich das Verhältnis zwischen SPD und CDU inzwischen so zugespitzt, daß die politische Fragestellung lautet: entweder CDU oder SPD. Es werde sich zeigen müssen, ob die CDU in der politischen Auseinandersetzung Bestand habe und welchen Weg sie einschlagen würde.«
Mit herzlichen Grüßen
Ihr ergebener
(Adenauer)
Zum nachfolgenden – unter Verwendung dieses Briefes – Detlev Hüwel, Karl Arnold, S. 81. Bei Hüwel (S. 79-82) auch nähere Angaben zu der seit März 1946 erscheinenden ›Rheinischen Post‹, deren Lizenzträgergremium Arnold angehörte; vgl. auch Esther Betz, Düsseldorfer Zeitungen, S. 82-84.
So bereits ein Adenauer-Schreiben an Arnold vom 27.6.1946; zuvor hatte Arnold am 22.6.1946 den Wunsch führender SPD-Vertreter nach einer Zusammenkunft übermittelt (StBKAH 06.05); vgl. das Schreiben an Walther Hensel vom 26.5.1946.