Rhöndorfer Ausgabe Online

10. August 1946 (Rhöndorf)

An Verleger Wilhelm Bitter

, Recklinghausen

StBKAH 07.10


Sehr geehrter Herr Bitter!

Auf der Reise zu Ihnen ist mein Füllfederhalter, hellgrau mit schwarz gesprenkelt, in Verlust geraten. Ich erinnere mich, daß ich ihn gebrauchen wollte, daß aber keine Tinte darin war. Haben Sie vielleicht die Freundlichkeit, einmal nachzusehen, ob er bei Ihnen liegen geblieben ist?

Eben kommt vom Oberpräsidenten in Münster an Herrn Gronowski und mich die Aufforderung, Alternativ-Vorschläge für Herrn Lammers und Herrn Peters zu machen sowie Vorschläge für einen Justizminister nebst Alternativ-Vorschlag1. Ich bin gerade im Begriff, nach Hannover abzureisen, und daher nicht mehr in der Lage, etwas in der Sache zu veranlassen2. Bitte, nehmen Sie die Angelegenheit doch in die Hand. Ich bin an sich der Auffassung, daß wir, wenn eben möglich, das Abgeben von Alternativ-Vorschlägen ablehnen sollten. Man hat eben nicht so viel Persönlichkeiten auf Lager. Auch meine ich, daß man zum Ausdruck bringen sollte, daß die Benennung eines Herrn als Justizminister unter keinen Umständen als Verzicht auf einen der anderen Posten angesehen werden dürfe und daß wir daher bäten, uns zuerst mitzuteilen, ob die von uns verlangten Ministerposten uns nicht zugebilligt würden. Auf alle Fälle darf der Vorschlag nur erfolgen unter Vorbehalt.

Mit vielen Grüßen
Ihr
(Adenauer)

P.S: Durchschlag meines heutigen Telegramms an Herrn Oberpräsident Gronowski füge ich bei3.
 


  1. ^

    Telegramm Amelunxens an Adenauer vom 10.8.1946 (StBKAH 08.20); vgl. die Schreiben an Johannes Gronowski vom 10.8.1946 und an Rudolf Amelunxen vom 16.8.1946 sowie die Aktennotiz über Gespräche zur Regierungsbildung durch Rudolf Amelunxen vom 19.8.1946.

  2. ^

    Adenauer nahm am 11.8.1946 am Parteitag des CDU-Landesverbands Hannover teil; zur dort gehaltenen Rede vgl. ›Die Welt‹ vom 13.8.1946, S. 2 und Rudolf Uertz, Christentum, S. 96. Weitere Stationen der Reise: eine CDU-Kundgebung in Hamburg am 13.8.1946 und die 6. Sitzung des Zonenbeirats vom 14./15.8.1946.

  3. ^

    Vgl. das Schreiben an Johannes Gronowski vom 10.8.1946.