Rhöndorfer Ausgabe Online

16. März 1946 (Rhöndorf)

An Pfarrer Ostermann

, Bochum-Linden

StBKAH 07.11


Sehr geehrter Herr Pfarrer!

Mit bestem Dank erhielt ich Ihren Brief vom 6.3.1. Ich glaube, daß ein Mißverständnis vorliegt. Wenn wir wieder ein frei gewähltes Parlament haben, wird die CDU in ihm das Recht der Eltern vertreten, über die weltanschauliche Gestaltung der Volksschule zu bestimmen. Man kann wohl hoffen, daß diese Forderung in einem solchen Parlament eine Mehrheit finden wird. Unsere Aufgabe wird es sein, dafür zu sorgen, daß eine solche Mehrheit zustande kommt. Eine andere Lösung als die auf gesetzgeberischem Wege über das zukünftige Parlament ist ja in einem demokratischen Staatswesen nicht möglich.
Mit freundlichem Gruß
Ihr ergebener
A


  1. ^

    Ostermann hatte sich unter Bezugnahme auf die NWDR-Rede Adenauers (Vgl. Anm. 2 im Schreiben an Friedrich Holzapfel vom 8.2.1946) mit dessen Ausführungen zur Volksschulfrage auseinandergesetzt. In die Forderung – Wiederherstellung des alten Rechtszustandes, »es sei denn, daß ein freigewähltes Parlament ihn auf verfassungsmäßigem Wege wieder ändert« – könne er nicht einwilligen, da ein »solches Gesetz … eine Vergewaltigung der Eltern und gegen das Naturrecht« wäre.