Rhöndorfer Ausgabe Online
An Rechtsanwalt Dr. Friedrich Manstetten
, KölnStBKAH 07.01
Sehr geehrter Herr Manstetten!
Ich danke Ihnen sehr für das Interesse, das Sie meinen persönlichen Angelegenheiten erweisen1.
Ich gehe wohl nicht fehl in der Annahme, daß die Persönlichkeit, mit der Sie diese Unterredung hatten, Herr Dr. Bauwens ist. Wenn das der Fall sein sollte, so bin ich doch etwas erstaunt über ihn2.
Ich füge Ihnen zu Ihrer Verwendung einen Durchschlag der Niederschrift über das Interview bei. Ich hatte auch Frl. Hartmann einen Durchschlag gegeben. Ich nehme an, daß Frl. Teusch eine Abschrift dieses Exemplares hat, da Frl. Hartmann es vervielfältigen wollte, da es ja schlagend zeige, daß ich keine separatistischen Tendenzen verfolgt habe (!). Interessieren würde mich, ob die Auffassung des Herrn richtig ist, daß meine Freunde aus der christlich-demokratischen Partei von mir wegen separatistischer Tendenzen abgerückt seien. Vielleicht können Sie darüber Näheres hören.
Ich bin niemals und nirgends für eine Abtrennung von Deutschland eingetreten, ich bin weder frankophil noch frankophob, weder anglophil noch anglophob, wohl aber germanophil3.
Mit besten Grüßen Ihr
Hierzu ein zweites Schreiben Adenauers an Manstetten vom 29.11.1945, das die im Schreiben am Friedrich Manstetten vom 11.11.1945 aufgeworfenen Fragen aufgreift (Bitte um Klarstellung gegenüber der Stadt Köln, daß seine Absicht dahingehe, »das Ergebnis dieser Verhandlung vom 26.8.37 anzufechten, nicht aber die vorhergegangene Einigung, mir meine Aufwendungen aus dem mir von der Stadt erteilten Auftrage zu ersetzen.«)
Manstetten hatte seinem Schreiben vom 22.11.1945 eine »Aktennotiz über Unterhaltungen beigelegt, die ich in letzter Zeit mit einer Ihnen wohlbekannten und geistig sehr hochstehenden Persönlichkeit, die nicht Mitglied der Christ.-dem.-Partei ist, geführt habe.« Dieser Notiz zufolge habe Manstettens »Gewährsmann« – unter Berufung auf das von ihm bei Christine Teusch eingesehene Interview Adenauers vom 5.10.1945 (vgl. die Aktennotiz über ein Gespräch mit ausländischen Pressevertretern vom 9.10.1945) – u. a. geäußert: »1) OB Dr. A. hat tatsächlich Anteil an den Verhandlungen über den Rhein-Ruhr-Staat. Es ist auch gewiß, daß OB Dr. A. dieserhalb von den Engländern entlassen worden ist […] Es werde durchaus richtig sein, daß OB Dr. A. mit de Gaulle keinerlei direkte Verbindungen angeknüpft, sondern nur Mittelsmänner eingeschaltet habe (Mariaux ?).« Zur Weitergabe des »Gedächtnisprotokolls« (»zur Aufbewahrung«) an Sibylle Hartmann vgl. Paul Wilhelm Wenger, Schuman und Adenauer, S. 401.
Vgl. hierzu Rudolf Morsey, Konrad Adenauer und die Gründung, S. 111.