Rhöndorfer Ausgabe Online

6. April 1946 (Rhöndorf)

An Dr. Carl Spiecker

, Essen

Sehr geehrter Herr Spiecker!

Bei meiner Rückkehr aus Stuttgart am 5.4.1946 abends fand ich Ihren Brief vom 4. d.Mts.1 vor, nachdem mir Herr Dr. Hamacher telefonisch am Abend vor meiner Abreise nach Stuttgart eine ähnliche Mitteilung gemacht hatte. Ich wußte von der Verbreitung irgendeiner Niederschrift durch Herrn Strunk nichts. Ich habe auch Herrn Strunk diese Niederschrift nicht übergeben. Diese Niederschrift war für mich bestimmt. Ich habe sie durch Herrn von Gumppenberg vertraulich Herrn Arnold übergeben. Wie sie in den Besitz des Herrn Strunk gekommen ist, weiß ich nicht. Ich füge Ihnen einen Durchschlag dieser Notiz bei. Ich habe Herrn Strunk heute folgendes Telegramm geschickt:

»Ersuche jede Verbreitung von Niederschriften über meine Unterredung mit Spiecker sofort einzustellen. Besprechung der Angelegenheit zwischen Ihnen und mir auf Sitzung Arbeitsausschuß am 10. April 1946.« Auf die Angelegenheit komme ich weiter zurück. 

Mit vorzüglicher Hochachtung!
 


  1. ^

    Spiecker (Angehöriger des am 10.3.1946 neben dem Zentrumsvorsitzenden Hamacher installierten Parteidirektoriums; vgl. Peter Hüttenberger, Nordrhein-Westfalen, S. 88) hatte die als nachfolgendes Dokument abgedruckte Aktennotiz Adenauers bzw. deren Verbreitung »in unübersehbaren Mengen« durch Heinrich Strunk heftig kritisiert: »Seit meiner Rückkehr nach Deutschland ist kein Ereignis für mich eine schmerzendere Enttäuschung gewesen, als die von Ihnen versandte Aktennotiz … Ihren Gesinnungsgenossen [wird es] aber nicht gelingen, die Gesinnungsgemeinschaft zu trüben, die zwischen Herrn Hamacher, meinen sonstigen politischen Freunden und mir besteht.«