Konrad Adenauer im Krisenjahr 1923

Holger Löttel

Im Jahr 1923 wurde Deutschland von einer beispiellosen Krise erschüttert. Die Geldentwertung ruinierte breite Bevölkerungsschichten, Hunger und Armut grassierten. Extremisten vom rechten und linken Rand des politischen Spektrums rüsteten zum Sturm auf die Republik. Besonders angespannt war die Lage in den seit 1919 besetzten linksrheinischen Gebieten sowie im Ruhrgebiet, wo im Januar 1923 noch zusätzlich französische Truppen einmarschierten. Die Franzosen alimentierten auch separatistische Gruppierungen, die von einem rheinischen Staat außerhalb des Deutschen Reichs träumten. Im Herbst griffen sie zu den Waffen und besetzten Rathäuser von Aachen bis Speyer. Es folgten Szenen wie im Bürgerkrieg.  

Die Stadt Köln, in der britischen Besatzungszone gelegen, blieb von diesen apokalyptisch anmutenden Zeitumständen weitgehend verschont. Dennoch wuchs Oberbürgermeister Konrad Adenauer im Laufe des Jahres in die Rolle eines politischen Krisenmanagers mit überregionalem Horizont hinein. In Gesprächen mit der Reichsregierung in Berlin und den französischen Stellen in Koblenz warb er für die Gründung eines rheinischen Bundesstaats, um das deutsch-französische Konfliktpotential dauerhaft zu entschärfen. Obwohl diese Pläne letztlich scheiterten, erlauben sie aufschlussreiche Einblicke in Adenauers politische Gedankenbildung. 1923 hielt Lehren über die Gefährdung der demokratischen Ordnung bereit, die ihn auch über den Bruch von 1933 hinweg begleitet haben dürften und noch heute, einhundert Jahre später, von akutem Interesse sind.

 

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November 1923: Bürgerkrieg im Siebengebirge

Separatistische Stoßtrupps im Rheinland 1923
Nachstellung der "Abwehrschlacht" von Aegidienberg (1920er Jahre)

Am frühen Abend des 15. November 1923 näherten sich zwei Fahrzeuge dem Dorf Himberg im östlichen Siebengebirge. Die Insassen waren Angehörige separatistischer Stoßtrupps, die einige Tage zuvor die Talgemeinde Honnef besetzt hatten und nun „Requirierungsfahrten“ landeinwärts unternahmen. Am Ortseingang erwarteten sie Mitglieder der örtlichen Bürgerwehr. Als der achtzehnjährige Schmied Peter Staffel an den ersten Wagen herantrat, wurde er durch einen Kopfschuss getötet. Daraufhin machten die Separatisten kehrt und flohen zurück Richtung Tal.

Am folgenden Tag marschierten sie in größerer Zahl wieder auf und lieferten sich Scharmützel mit den Bürgerwehren entlang der Dörfer Hövel, Aegidienberg und Himberg. Ein Durchbruch gelang ihnen in Hövel, wo sie plünderten und Geiseln nahmen. Nachdem die Bürgerwehren ihre Leute zusammengezogen und die Oberhand gewonnen hatten, steigerten sie sich in einen exzessiven Gewaltrausch hinein und brachten die Separatisten, derer sie habhaft werden konnten, an Ort und Stelle um. Die Leichen, teilweise bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt, wurden auf dem Dorffriedhof in einem Massengrab verscharrt.

Schon bald entwickelte sich um die „Separatistenschlacht im Siebengebirge“ ein nationalistischer Erinnerungskult, der den Kampf „kerndeutscher“ Bauern gegen „Vaterlandsverräter“ und „Räubergesellen“ zum Gegenstand hatte. Später planten die Nationalsozialisten ein gewaltiges Monument auf dem nahegelegenen Berg Himmerich, das allerdings nicht realisiert wurde.

Entwurf eines Denkmals auf dem Himmerich 1933

Ausgerechnet in dieser Gegend ließ sich Mitte der 1930er Jahre der ehemalige Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer nieder, der nach Hitlers Machtübernahme Opfer einer erbarmungslosen Hetzkampagne geworden war, die nicht zuletzt auf seine „nationale Unzuverlässigkeit“ und die vermeintliche Nähe zum Separatismus abzielte. Ob und inwieweit er in seinem neuen Heimatort Rhöndorf, etwa sieben Kilometer Luftlinie von Aegidienberg entfernt, mit den Spuren der „Abwehrschlacht“ konfrontiert wurde, ist nicht bekannt. Die langen Schatten des Krisenjahrs 1923 waren in der ländlichen Idylle des Siebengebirges aber noch deutlich spürbar.

Auftakt zum Krisenjahr

Anfang 1923 stand Adenauer seit mehr als fünf Jahren an der Spitze der Kölner Stadtverwaltung. Seine Zwischenbilanz als Oberbürgermeister konnte sich sehen lassen: In der Spätphase des Ersten Weltkriegs hatte er sich als kommunaler Krisenpolitiker bewährt, ebenso im November 1918 als Manager des Umbruchs von der Monarchie zur Republik. Mit den britischen Militärs, die das Gebiet rund um Köln bis ins Oberbergische hinein besetzt hielten, pflegte er ein nach Lage der Dinge auskömmliches Verhältnis. Auch Adenauers urbane Modernisierungspläne trugen erste Früchte. Die wiederbegründete Universität hatte bereits 1919 ihre Pforten geöffnet, die Vorbereitungen zur Anlage des Grüngürtels und zum Bau der Messe waren weit gediehen. Diese dynamische Zukunftspolitik auf lokaler Ebene geriet nun in den Strudel einer gigantischen nationalen Krise, die alles, was bisher erreicht worden war, infrage stellte. Eine Katastrophe von Staatsversagen, Wirtschaftsverfall und sozialem Zusammenbruch erschien phasenweise nicht nur möglich, sondern unvermeidlich.

Zivilist und Soldaten in Essen 1923

Das Drama nahm seinen Lauf, als französische und belgische Truppen am 11. Januar ins Ruhrgebiet, die industrielle Herzkammer des Deutschen Reichs, einmarschierten. Begründet wurde dieser drastische Schritt mit dem Verzug deutscher Reparationszahlungen. Wonach die Regierung in Paris aber in Wirklichkeit strebte, war die Sicherung „produktiver Pfänder“ in Form von Kohlelieferungen und damit verbunden auch die dauerhafte Schwächung des ehemaligen Kriegsgegners. Ministerpräsident Raymond Poincaré setzte auf gezielte Eskalation, um die machtpolitische Kontrolle über den deutschen Westen zu erlangen, die Frankreich im Versailler Vertrag verwehrt geblieben war.

Als Reaktion auf die Okkupation der Ruhr wurde Deutschland von einer kollektiven nationalen Erregung erfasst, die an das vielbeschworene „August-Erlebnis“ von 1914 erinnerte. In Berlin rief Reichskanzler Wilhelm Cuno die Bevölkerung dazu auf, sich den Besatzern möglichst umfassend zu verweigern. In den Betrieben ruhte die Arbeit, sobald die Franzosen auf der Bildfläche erschienen; Beamte und Politiker widersetzten sich ihren Anweisungen und wurden zu vielen Tausenden ins „freie“ Deutschland ausgewiesen. Derweil finanzierte das Reich den „passiven Widerstand“ durch die Zahlung von Verdienst- und Lohnausfällen. Bei einbrechenden Steuereinnahmen war das nur durch die Steigerung des Geldvolumens möglich. Der Rückgriff auf die Notenpresse aber befeuerte die Inflation und ruinierte die Währung. Ende Juli überschritt der Wechselkurs für einen US-Dollar den Preis einer Millionen Mark, der Notenumlauf lag bei 44.000 Milliarden Mark. In der Folge nahm die Geldentwertung noch groteskere, aus heutiger Sicht nur schwer nachvollziehbare Züge an.

Köln im Jahr 1923

Dom und Hohenzollernbrücke

Die Stadt Köln war, weil die britische Besatzung hier politische Stabilität garantierte, eine „Insel des Friedens und der Ruhe“ im „Meer hin- und herwogender Kämpfe“, wie der Rheinland-Korrespondent der Times, George Eric Rowe Gedye, rückblickend schrieb. Auch Adenauer persönlich hielt seinen Lebensrhythmus aufrecht. Erstmals seit der Wahl zum Oberbürgermeister fuhr die Familie im Juli sogar in Urlaub (nach Schweigmatt im südlichen Schwarzwald). Dass die Krisen der Zeit dennoch nicht spurlos an ihm vorbeigingen, suggeriert ein Klinikaufenthalt Anfang Oktober mit anschließender Kur im Kloster Maria Hilf in Neuenahr. In einem Brief an Johann Hamspohn vom 2. November heißt es, er sei als „Rekonvaleszent […] in einen Strudel, der Körper und Geist auf das ärgste mitnimmt, hereingekommen.“

Auch in Köln machten sich die Folgen der allgemeinen Verelendung nämlich deutlich bemerkbar. Nach den Hungerjahren des Ersten Weltkriegs drohte eine erneute Ernährungskrise, weil der Nachschub knapp war und die Preise derart ins Unermessliche stiegen, dass Löhne und Gehälter nicht mehr Schritt halten konnten: Während der Wochenverdienst eines städtischen Arbeiters Ende September auf 48 Millionen Mark fixiert wurde, kostete ein Kilogramm Schwarzbrot zum 1. Oktober 10 Millionen, ein Kilogramm Kartoffeln fünf Millionen und ein Kilogramm Butter 200 Millionen Mark. Nachdem sie ihren Lohn empfangen hatten, hetzten die Menschen in die Läden, um ihn in Waren umzusetzen, bevor er seine Kaufkraft verlor. Aus der schieren Not heraus gab auch die Stadt Köln laufend Inflationsgeld heraus; der Schein mit den meisten Nullen datiert vom 23. November reklamierte einen Wert von 100 Billionen Mark.

Einweihung des Stadions Köln-Müngersdorf am 16. September 1923

Obgleich die „Zerrüttung aller Geldverhältnisse“ eine solide Projektplanung eigentlich unmöglich machte, fuhr der Oberbürgermeister seine kommunalen Bauprojekte keineswegs runter, sondern trieb sie, „je mehr alles ins Nichts“ glitt, mit „unheimlicher Energie“ voran. Adenauers Stadtplaner Fritz Schumacher, der hierüber in seinen Memoiren berichtet, wunderte sich über diese „Kühnheit“, die im eklatanten „Gegensatz zur Zeit“ zu stehen schien. Hierauf angesprochen, erwiderte Adenauer: „‚Man darf nie aufhören zu handeln! Tätigkeit ist alles, das übrige findet sich schon. Wer heute über Geld nachdenkt, denkt über etwas nach, was es gar nicht mehr gibt.‘“ Das war eine Haltung, die in gewisser Hinsicht sehr wohl dem Geist der Inflationszeit entsprach, ihn aber in produktive Energie ummünzte.

Wie schon nach dem Ende des Ersten Weltkriegs beschäftigte sich Adenauer im Laufe des Jahres 1923 ebenfalls mit außenpolitischen Fragen, da sie die Zukunft Kölns und der Rheinlande unmittelbar betrafen. Seine Sorge galt zunächst dem Erhalt der britischen Präsenz als Bollwerk gegen das weitere Vordringen der Franzosen, die Ende Februar auch weitere rechtsrheinische Gebiete, unter anderem das Siebengebirge, besetzten. Ausländische Gesprächspartner, die den Oberbürgermeister aufsuchten, vernahmen eindringliche Warnungen vor einem Strudel revanchistischer Kriege, in den Europa hinabgerissen werde, sollte die französische Aggression gegenüber Deutschland erfolgreich sein. Solche Äußerungen waren darauf abgestellt, dass sie möglichst weit kursierten und in den relevanten Hauptstädten Gehör fanden. Im Blick hatte Adenauer dabei nicht nur London, sondern auch Paris. Allen Kalamitäten zum Trotz gab er die Überzeugung nicht auf, dass die Krise nur durch eine Generalbereinigung des deutsch-französischen Verhältnisses gelöst werden könne. Die Gedanken, die Adenauer hierzu entwickelte, knüpften an seine Rheinlandpolitik der Jahre 1918/19 an: Teilung Preußens und Gründung eines westdeutschen Bundestaats im Rahmen des Reichs, Befriedigung des französischen Sicherheitsbedürfnisses durch innerterritoriale Neuordnung und wirtschaftliche Verflechtung der Grenzregionen.

Über ein ausgereiftes Konzept zur Lösung der Rheinlandkrise verfügte Adenauer allerdings nicht. Er entwarf hier auch kein Muster für eine innovative Frankreichpolitik, selbst wenn man das aus der Rückschau heraus anzunehmen versucht ist, sondern betrieb in erster Linie ein Krisenmanagement zur Verhinderung der Katastrophe. Im Oktober 1923, als Adenauer mit seinen Überlegungen hervortrat, spitzte sich die Lage nämlich weiter zu. Unter dem Eindruck der ruinösen Entwicklung hatte der neue Reichskanzler Gustav Stresemann (im Amt seit dem 13. August) den „passiven Widerstand“ notgedrungen eingestellt. An den Verhältnissen in den besetzten Gebieten änderte das aber wenig. Auch nach der gewonnenen Machtprobe mit Berlin ließ Poincaré keinerlei Willen für einen Kurswechsel in der Deutschlandpolitik erkennen. Ganz im Gegenteil gab er nun intern grünes Licht für die offene Unterstützung jener politischen Kräfte, die das Rheinland vom Reich lösen und einen nach Frankreich orientierten Pufferstaat gründen wollten.

Die Zuspitzung der Separatismus-Krise

Die separatistischen Gruppierungen des Jahres 1923 hatten sich aus der vom katholischen Zentrum getragenen Rheinlandbewegung heraus radikalisiert, entstammten teils aber auch dem linken Rand des politischen Spektrums. Geeint wurden sie einzig und allein durch einen tiefsitzenden Hass auf Preußen und die Ablehnung des Reichs, das sie als preußisch dominiert ansahen. Als profiliertester Separatistenführer trat der ehemalige Staatsanwalt Hans Adam Dorten aus Wiesbaden hervor. Dorten hatte 1919 die rheinische Autonomie innerhalb der Reichsstrukturen gefordert und in dieser Zeit auch Kontakte zu Adenauer gepflegt. Um den Rheinstaatsgedanken in der postrevolutionären Phase lebendig zu halten, gründete Dorten 1920 in Boppard die „Rheinische Volksvereinigung“, deren Leitung der Kölner Oberpfarrer Bertram Kastert übernahm. Eine Art Gegenpol zur konservativ-katholischen „Volksvereinigung“ bildete die „Rheinisch-republikanische Volkspartei“, die sich als separatistische Interessenvertretung der Arbeiterschaft verstand. Ihr Vorsitzender, der frühere USPD-Parteisekretär Franz Josef Smeets, wurde im März 1923 allerdings durch einen Mordanschlag schwer verwundet und fiel für die weitere politische Arbeit aus. Nach dem Attentat auf Smeets verbanden sich Teile der „Volkspartei“ mit dem „Rheinischen Unabhängigkeitsbund“, der unter der Führung des Redakteurs und ehemaligen SPD-Mitglieds Josef Friedrich Matthes im nördlichen Rheinland agitierte. 

Mitte August 1923 schlossen sich diese Splittergruppen in Koblenz zur „Vereinigten Rheinischen Bewegung“ zusammen. Ungeachtet ihres wohlklingenden Namens blieb die „Bewegung“ desorganisiert und heterogen, ihre Anführer handelten unabgestimmt und verstrickten sich in persönliche Rivalitäten. Dementsprechend leicht konnten sie als politische Abenteurer und gemietete „Französlinge“ diskreditiert werden. Ihre größte Schwäche lag darin, dass sie offenkundig von den verhassten Franzosen abhingen und mit diesen kollaborierten. Die Welle der nationalen Empörung, die im Zuge der Ruhrbesetzung hochgespült worden war, richtete sich daher auch gegen sie. 

Immerhin verfügten die Separatisten über einen aktivistischen Kern, den sie mobilisieren konnten, als das Reich nach dem demütigenden Abbruch des „passiven Widerstands“ auf dem psychologischen Tiefpunkt angelangt schien. Unter den Augen der französischen Militärs lieferten sie sich am 30. September blutige Straßenschlachten mit der Schutzpolizei in Düsseldorf. Genau drei Wochen darauf, am 21. Oktober, besetzte eine Gruppe um den Fabrikanten Leo Deckers das Aachener Rathaus, weitere unkoordinierte Aktionen folgten. Dorten und Matthes zogen zwei Tage später nach, indem sie ihrerseits in Koblenz eine „Vorläufige Regierung der Rheinischen Republik“ proklamierten. Der Aufruf blieb aber Makulatur, weil die Separatisten in den umliegenden Gemeinden fast durchweg auf Widerstand stießen und die Tendenz zur inneren Desintegration schnell Überhand gewann. Die jungen Männer des bewaffneten „Rheinlandschutzes“, von der Führung kaum steuerbar, waren unterversorgt und marodierten zusehends auf eigene Rechnung (wie im Siebengebirge). Als die Franzosen die Vergeblichkeit der Aktion einsahen und den Putschisten unter britischem Druck die Unterstützung entzogen, brach die Koblenzer Regierung Ende November zusammen. 

Zusammenstoß mit Reichskanzler Stresemann

Gustav Stresemann (1878-1929)
Kreishaus in Hagen, um 1906

Diese atemberaubende Entwicklung vollzog sich innerhalb kürzester Zeit. Vier Wochen zuvor, am 24. Oktober, hatte sich Adenauer mit rheinisch-westfälischen Mandatsträgern in Elberfeld-Barmen beraten; einen Tag später trafen die Rheinländer im Kreishaus von Hagen auf Reichskanzler Stresemann, der in Begleitung von Kabinettsmitgliedern und dem preußischen Ministerpräsidenten Otto Braun aus Berlin angereist kam. Beide Unterredungen fanden unter dem unmittelbaren Eindruck der separatistischen Unruhen in Aachen, Bonn, Koblenz und anderswo statt. Die Stimmung war angespannt, Furcht vor Chaos und Bürgerkrieg lag in der Luft.

Da für das erste Treffen in Barmen kein Protokoll vorliegt, kann sein Verlauf nur anhand des zusammenfassenden Berichts rekonstruiert werden, den Sitzungsleiter Karl Jarres tags darauf in Hagen abgab, als mitstenografiert wurde. Demzufolge waren sich die Teilnehmer in Barmen einig, dass die Separatisten zwar keinen Rückhalt in der Bevölkerung besaßen, im Zusammenspiel mit der französischen Zermürbungspolitik aber noch großen Schaden anrichten konnten. Eine politische Reaktion, wie riskant sie in der unübersichtlichen Krisenlage auch sein mochte, schien dringend geboten. Von den Vorschlägen, die diskutiert wurden, stammte eine Variante von Adenauer, der in Verhandlungen über ein neues „Rechtsgebilde“ eintreten wollte, um den französischen Druck auf das Rheinland zu mildern. Die Lösung von Preußen war dabei gleichsam eingepreist; selbst eine Trennung vom Reich galt nun nicht mehr als Tabu, sofern im Gegenzug Erleichterungen für das restliche Deutschland ausgehandelt werden konnten, idealerweise das Ende der Besatzung und eine faire Regelung der Reparationsfrage.

Als Stresemann tags darauf in Hagen hiervon hörte, reagierte er äußerst scharf und verwahrte sich gegen Gebietskonzessionen in jedweder Form. Zugleich konnte er aber keine Auskunft darüber geben, wie lange das ausgelaugte Reich seine finanziellen Verpflichtungen noch zu erfüllen in der Lage war. Er stellte es den Rheinländern sogar frei, mit den Franzosen über einen modus vivendi zu verhandeln, damit den Separatisten von deutscher Seite aus eine legitime Instanz gegenübertreten konnte. Auf Stresemanns patriotische Ausführungen, laut Protokoll mit reichlich Applaus bedacht, musste Adenauer reagieren, wollte er nicht in den Verdacht mangelnder Reichstreue geraten. So bekannte er sich nicht nur emphatisch zur Integrität des deutschen Nationalstaats, sondern warnte auf einmal auch vor Rheinland-Verhandlungen als „Anfang einer Tat, deren Ende man nicht sieht“. Wohlgemerkt: Adenauer selbst hatte diese Option ins Spiel gebracht und die Trennung von Preußen oder schlimmstenfalls gar vom Reich als mögliche Folgen bezeichnet. Nun aber unterstellte er Stresemann, als dieser sich wohl oder übel darauf einließ, ein Spiel mit der Reichseinheit zu treiben. Vermutlich war er über die aus seiner Sicht frappierende Doppelzüngigkeit des Kanzlers aufgebracht, der Gebietsveränderungen zwar kategorisch ablehnte, die Rheinländer jedoch in heikle Verhandlungen entließ, ohne politische Verantwortung zu übernehmen. Als ob das nicht genug wäre, hatte Stresemann die Vorstellung, die Gründung eines Rheinstaats könne die Franzosen zu einer konstruktiven Deutschlandpolitik veranlassen, als reine „Utopie“ bezeichnet. Vielmehr würden sie mit ihren Aggressionen fortfahren, bis sie einen willfährigen „Rheinbundstaat“ geschaffen hätten, den „anständig[e]“ deutsche „Menschen“ selbstverständlich ablehnen müssten. Damit war Adenauers ganzer gedanklicher Ansatz auf einen Schlag diskreditiert. In der Folge argumentierte er auch nicht mit der transformativen Kraft des Rheinstaats, sondern wollte ihn nur noch als Notfalloption verstanden wissen, mit der dann aber immerhin ein Opfer zugunsten des Reichs erbracht werden konnte. Sonderlich überzeugend war das nicht, weil die Voraussetzungen hierfür überhaupt nicht vorlagen.

Der Zusammenstoß in Hagen resultierte aus der politischen Rollenverteilung zwischen den Kontrahenten. Für Stresemann, der sich mit links- und rechtsextremen Herausforderungen im ganzen Reich konfrontiert sah, war der rheinisch-westfälische Schauplatz ein Krisenherd, aber beileibe nicht der einzige. Während Adenauer auf Entscheidungen drängte, um das Rheinland vor dem Schlimmsten zu bewahren, spielte Stresemann auf Zeit, um das Reich zu retten. Zugleich gab es Grenzen des politisch Sagbaren, die nicht überschritten werden durften: Stresemann pochte auf den Primat der Nation und durfte deshalb das Rheinland nicht opfern, obgleich er keine verbindliche Zusage für eine Zukunft innerhalb des Reichs geben konnte. Adenauer wollte verhindern, dass seine Heimat in den Abgrund glitt, musste aber den Anschein vermeiden, Verrat am Reich zu begehen. Eine konstruktive und zielorientierte Diskussion konnte sich unter diesen Umständen nicht entfalten. Nach mehr als sechs Stunden endete die Konferenz in Hagen ohne Ergebnis. Ein rheinischer Verhandlungsausschuss wurde zwar begründet, besaß aber kein klares Mandat.

Rheinische Diplomatie 1923/24

Paul Tirard (1879-1945)

Knapp drei Wochen später, am 13. November, gerieten Adenauer und Stresemann abermals aneinander. Ort des Schlagabtauschs war diesmal Berlin, wo Adenauer an einer Sitzung des Reichskabinetts teilnahm, der Anlass die bevorstehende Einführung der Rentenmark, mit der die grassierende Inflation gestoppt und die Funktionsfähigkeit des deutschen Geldes wiederhergestellt werden sollte. Um die Stabilität der neuen Währung zu garantieren, war aber eine strikte Begrenzung des Notenumlaufs unumgänglich. Auf Betreiben von Finanzminister Hans Luther beschloss die Regierung daher die Einstellung der Zahlungen in die besetzten Gebiete, wogegen Adenauer entschieden protestierte. Innenminister Karl Jarres, vor kurzem erst ins Kabinett berufen, wollte das fragliche Territorium sogar ganz vom Reich abschneiden und den Besatzungsmächten überantworten, die sich dann selbst um die Stabilisierung der Wirtschaft und die Ernährung der Menschen zu kümmern gehabt hätten. Im Vergleich zur Hagener Konferenz nahmen die Kontrahenten in Berlin nun scheinbar verdrehte Rollen ein: Adenauer, der wiederholt für eine Aufteilung Preußens eingetreten war, warf Ministerpräsident Otto Braun in barschen Worten vor, preußisches Staatsgebiet den „Franzosen preiszugeben“. Luthers Stabilitätsargument parierte er mit der Forderung, das Rheinland müsse dem Reich mehr wert sein als „zwei oder selbst drei neue Währungen“. Wie schon in Hagen kochten die Emotionen hoch, Stresemann erlitt gar einen Herzanfall und musste aus dem Raum gebracht werden. Am Ende wurde die für den Abend angesetzte Presseerklärung über die Zahlungseinstellung tatsächlich ausgesetzt. Das Problem war aber nicht gelöst, sondern allenfalls aufgeschoben. 

Wilhelm Marx (1863-1946)

Es stand also nicht zu erwarten, dass das Zeitfenster für Verhandlungen noch lange geöffnet bleiben würde.  Adenauer suchte deshalb nun den Kontakt mit dem Präsidenten der Interalliierten Rheinlandkommission in Koblenz, Paul Tirard, der den Kölner Oberbürgermeister bisher auf Distanz gehalten hatte, weil dieser als Mann der Briten und Gegner der französischen Rheinlandpolitik galt. Unter dem Eindruck des absehbaren Scheiterns der „Regierung“ Dorten/Matthes zeigte sich Tirard nun aber offen für Gespräche. Innenpolitisch wurde Adenauers Position zudem durch den Rücktritt von Gustav Stresemann am 23. November gestärkt. Der neue Reichskanzler Wilhelm Marx war gebürtiger Kölner und Zentrumspolitiker mit großem Verständnis für die rheinischen Nöte. Zwar hielt auch Marx den Rheinstaatsplan für praktisch kaum umsetzbar. Fürs Erste ließ er Adenauer aber gewähren – sogar unabhängig von Stresemann, der als Außenminister dem Kabinett weiterhin angehörte.

Einen Tag bevor Marx am 30. November sein Amt antrat, fand sich Adenauer zu einer zweiten Besprechung bei Tirard in Koblenz ein. Welche Hoffnungen er auch immer mit dem Termin verbunden haben mag, sie erhielten einen schweren Dämpfer. Der Hohe Kommissar vermied jegliche Konzessionen, die es Adenauer ermöglicht hätten, sein Rheinstaatsprojekt in Berlin politisch zu befördern. Vielmehr schlug er die Bildung einer rheinischen Konföderation vor, deren Staaten weitgehende Autonomie genießen und mit dem Reich nur lose verbunden sein sollten. Von einer Milderung der Besatzungslasten als Teil des Verhandlungspakets war ebenfalls keine Rede.

Trotz dieser Enttäuschung gab Adenauer seine rheinische Diplomatie nicht auf, sondern erprobte stattdessen alternative Kanäle. Über seinen väterlichen Freund Johann Hamspohn in Berlin, ehemaliger Vorstand und Aufsichtsratsmitglied der AEG, wurde der Kontakt zu dem französischen Ingenieur Vincent Arnaud geknüpft, der wiederum in Verbindung mit Poincaré höchstpersönlich stand. Das inoffizielle Werben um den Ministerpräsidenten blieb freilich ebenso ergebnislos wie der weitere Dialog mit Tirard, dem Adenauer am 12. Dezember die Vorzüge einer Rheinstaatsgründung noch einmal schriftlich darlegte. In seinem Memorandum hob er nicht nur auf die Befriedigung des französischen Sicherheitsinteresses ab, sondern warb auch für eine Verflechtung der deutsch-französischen Grenzregionen unter Einschluss Luxemburgs. Eine konstruktive Rolle, so Adenauer, könne der rheinische Bundestaat freilich nur spielen, wenn er innerhalb des Reichs regulär organisiert sei und das französische Besatzungsregime mit seiner Gründung liquidiert werde.  

Hugo Stinnes (1870-1924)

Nachdem er Ende Dezember von Tirard in Koblenz erstmals positive Signale empfangen hatte, wähnte sich Adenauer um den Jahreswechsel herum einem Durchbruch nahe. Mit Blick auf den Gedanken der Wirtschaftsverflechtung setzte er nun ganz auf das Zusammenspiel mit Vertretern der Schwerindustrie, insbesondere mit Hugo Stinnes, der 25 Prozent seiner Konzernaktien für den Austausch mit lothringischen Unternehmen zur Verfügung stellen wollte. Stinnes – eine schillernde Figur, die zwischen deutschnationaler Rhetorik und ökonomischer Verständigungspolitik changierte – war auch politisch gut vernetzt und beteiligte sich aktiv an den Verhandlungen. Am 9. Januar 1924 weilte er zusammen mit Adenauer und weiteren Wirtschaftsvertretern in Berlin, um die Rückendeckung der Reichsregierung einzuholen. Die prinzipielle Skepsis von Reichskanzler Marx vermochten sie jedoch nicht auszuräumen. Adenauers Vorhersage, das Reich werde in Kürze auseinanderbrechen, verfing nicht mehr. Berlin im Januar 1924 war nicht mehr Hagen im Oktober 1923. Stresemann konnte auf die zunehmende internationale Isolation Frankreichs und innenpolitische Probleme Poincarés verweisen. Nicht mandatierte Verhandlungen an der Reichsregierung vorbei wollte er keinesfalls weiter dulden. Das Veto des Außenministers hatte Gewicht: Als Adenauer abends am Berliner Hauptbahnhof auf Stinnes traf, zeigte ihm dieser seine Fahrkarte nach Paris, wohin er direkt weiterreisen wollte. Adenauer, über die neuesten Entwicklungen frisch informiert, erwiderte trocken, er könne den Fahrschein getrost zurückgeben.

Mitte Januar 1924 verlief die Pendeldiplomatie zwischen Köln, Koblenz und Berlin endgültig im Sande. Seit seinen ersten Gehversuchen in der Rheinlandpolitik 1918/19 hatte Adenauer stets Wert darauf gelegt, nur im Einklang mit der Reichsregierung zu handeln. Das Verbot aus Berlin beraubte ihn daher jeder weiteren Verhandlungsgrundlage. Nachdem er sich dem Projekt wochenlang mit bemerkenswerter Zähigkeit verschrieben hatte, akzeptierte er sein Scheitern nun umstandslos und widmete sich in den kommenden Jahren vorrangig der Kommunalpolitik. Vergessen und verziehen hat Adenauer die Vorgänge anscheinend aber nie. Noch im Juli 1966 ließ der neunzigjährige Altkanzler in einem Gespräch mit seinem späteren Biographen Hans-Peter Schwarz die Bemerkung fallen, Stresemann habe seine Ausgleichsbemühungen gegenüber Frankreich vor allem deshalb behindert, weil er die Meriten der Versöhnungspolitik selbst ernten wollte.

Bilanz: Adenauer im Krisenjahr 1923

Was bleibt von der Betrachtung Adenauers im großen Krisenjahr 1923? Sie zeugt zunächst von dem Selbstbewusstsein, das der Kölner Oberbürgermeister im sechsten Jahr seiner Amtszeit kultiviert hatte. Das Rencontre mit Reichskanzler Stresemann scheute er ebenso wenig wie er sich zur privaten Außenpolitik gegenüber den französischen Stellen in Koblenz und Paris berufen fühlte. Die Mischung aus Zähigkeit und taktischer Flexibilität, mit der er das Rheinstaatsprojekt gegen alle Widerstände verfolgte, verweisen auf politische Charakterzüge, die er ab 1945/49 vielfach unter Beweis stellte. Allerdings sollte man nicht der Versuchung erliegen, die Prämissen von Adenauers Politik als Bundeskanzler ungefiltert in das Jahr 1923 zurück zu projektieren. Es reifte damals kein geschlossenes Konzept heran, auch nicht gegenüber Frankreich und Europa, auf das er ein Vierteljahrhundert später einfach hätte zurückgreifen können. Vielmehr betrieb der Kölner Oberbürgermeister ein reaktives, sprunghaftes und nicht widerspruchsfreies Krisenmanagement, zu dem er sich in erster Linie selbst ermächtigte, um die Not der Rheinlande zu lindern und die politische Ordnung zu stabilisieren. Davon bleibt unberührt, dass sich in dieser Zeit bei Adenauer bestimmte Ideen herauskristallisierten, an die er nach dem Zweiten Weltkrieg anknüpfen konnte. Was ihn ebenfalls, allerdings unfreiwillig, über das Jahr 1945 hinaus begleitete, war der Vorwurf, er hätte 1923 die Trennung des Rheinlands vom Reich betrieben und im Grunde die gleichen Ziele verfolgt wie Dorten und Matthes. Während der Grundgesetzberatungen in Bonn stellte der Kommunist Max Reimann am 8. Mai 1949 die Behauptung auf, mit der Gründung der Bundesrepublik würde Adenauer nun doch noch den rheinischen Weststaat erhalten, der ihm seinerzeit verwehrt geblieben sei, weil „Arbeiter und fortschrittlich[e] Bürger“ in Aegidienberg den „Sieg […] über den Separatismus“ davongetragen hätten. Der Verweis auf die „Abwehrschlacht“, deren Mythos offenkundig nachwirkte, dürfte Adenauer eine Vorahnung gegeben haben, welche Rolle die Rheinlandpolitik in der kommunistischen Propaganda gegen ihn noch spielen würde.   

Literatur zum Jahr 1923

In der neueren Forschung zum Krisenjahr ist die Tendenz erkennbar, 1923 als ein Jahr der politischen Selbstbehauptung zu deuten, weniger als eine Art verfrühtes 1933, das zwar noch glücklich abgewendet, letztlich doch nur aufgeschoben wurde. Die strukturellen Defizite in der politischen Kultur Weimars, die zehn Jahre später den Weg in die Diktatur ebneten, braucht man darüber keineswegs auszublenden. Wer die prinzipielle Offenheit der historischen Zukunft anerkennt, wird aber auch die Entwicklungspotentiale eines Staats nicht leugnen, der einen solchen Stresstest mit enormen wirtschaftlichen und sozialen Verwerfungen vorerst meisterte.

Adenauers politische Biographie lässt sich in diesem Spannungsfeld exemplarisch verorten. Rasch nach der Revolution von 1918/19 hatte er sich auf den Boden der republikanischen Ordnung gestellt und die Demokratie gegen ihre Kritiker öffentlich verteidigt. Geprägt in den modernisierungsaffinen Jahren des Kaiserreichs, gehörte er einer Generation an, die an die technische, wirtschaftliche und politische Gestaltbarkeit der Zukunft glaubte. Hiervon zeugt in erster Linie seine dynamische Kommunalpolitik, ebenso sein Wirken in den Instanzen des preußischen Freistaats. Allerdings belegt der Ausflug in die Außen- und Reichspolitik 1923 auch die Neigung zu einer „katastrophalen Weltsicht“ (Hans-Peter Schwarz). Seine vielfach beschworenen Krisen- und Untergangsszenarien mögen im Sinne der Rheinstaatsdiplomatie durchaus taktisch motiviert gewesen sein (Schwarz spricht von „Zweckpessimismus“). Vorgespielt waren sie aber keineswegs; sie verweisen vielmehr auf einen Wesenszug, der sich durch die totalitäre Erfahrung nach 1933 noch erheblich verstärkte. Zum Ende des „Dritten Reichs“ erscheint Adenauer nicht mehr als der rationale Optimist der Weimarer Jahre, sondern als Menschenskeptiker, der seine politische Aufgabe darin erblickte, Ordnung und Stabilität zu garantieren. Das Jahr 1923 ist dabei sicherlich in seinen historischen Erfahrungsschatz eingegangen.

Dorten, J. A.: Die rheinische Tragödie. Bad Kreuznach 1981 (dt. Erstausgabe 1979).

Erdmann, Karl Dietrich: Adenauer in der Rheinlandpolitik nach dem Ersten Weltkrieg. Stuttgart 1966.

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Grosch, Günter/Wagner, Rita: Als Alle Kölner Billionäre wurden. Notgeld und Inflation 1917 bis 1923. In: Wagner, Rita: Konrad der Große. Die Adenauerzeit in Köln 1917–1933. Mainz 2017, S. 43–45.

Hommel, Engelbert: Der Kölner Konrad Adenauer. Köln 1983.

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Köhler, Henning: Adenauer. Eine politische Biographie. Berlin 1994.

Köhler, Henning: Adenauer und die rheinische Republik: Der erste Anlauf 1918–1924, Opladen 1986.

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Reichel, Peter: Rettung der Republik? Deutschland im Krisenjahr 1923. München 2022.

Reimer, Klaus: Rheinlandfrage und Rheinlandbewegung (1918–1933). Ein Beitrag zur Geschichte der regionalistischen Bestrebungen in Deutschland. Frankfurt a. M./Bern/Las Vegas 1979.

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Scheuren, Elmar: Besatzung, Not und "Separatisten". In: Aegidienberg. Unsere Heimat im Siebengebirge. Bad Honnef 2017, S. 210-220.

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Schlemmer, Martin, Konrad Adenauer und die Rheinlandfrage. Eine unerledigte Streitfrage? In: Geschichte im Westen 19 (2004), S. 7–23.

Schwarz, Hans-Peter: Von Adenauer zu Merkel. Lebenserinnerungen eines kritischen Zeitzeugen. Hrsg. von Hanns Jürgen Küsters. München 2018.

Schwarz, Hans-Peter: Adenauer. Der Aufstieg 1876-1952. Stuttgart 1986.

Schumacher, Fritz: Stufen des Lebens. Erinnerungen eines Baumeisters. Stuttgart 1935.

Ullrich, Volker: 1923. Das Jahr am Abgrund. München 2022.


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Als Oberbürgermeister der Stadt Köln hat Konrad Adenauer seine Geburtsstadt in Zeiten der deutschen Revolution 1918, der englischen Besatzung bis 1926 und in der Phase der Weimarer Republik modernisiert und ausgebaut.

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Früher als viele andere Politiker erkannte Oberbürgermeister Adenauer im November 1918, dass die politischen und sozialen Umwälzungen in Folge des verlorenen Krieges unaufhaltsam waren.